Mit der Stowa Flieger Original habe ich bereits schon einmal eine exzellente Replika einer Beobachtungsuhr gehabt. Wenn man das Militär-Design mag, eine wunderbar auffällige und präsente Uhr, die ich leider vor ein paar Jahren habe ziehen lassen...
Laco baut derzeit die authentischsten Replikas der legendären B-Uhren aus den 40ern und war neben der IWC, A. Lange & Söhne, Wempe und Stowa einer der Original-Hersteller.
Mir wurde nun ein Handaufzugs-Modell mit Baumuster A angeboten und ich habe spontan zugegriffen.
Bei Laco´s neuen B-Uhr-Modellen wurde auf jedes Detail geachtet, was bei anderen Herstellern inkl. der Original-Herstellern häufig nicht ganz der Fall ist.
Es wurde bspw. exakt die ursprüngliche Gehäuseform inkl. der Hörner verwendet, allerdings halt in "tragbarer" Größe von entweder 42 mm oder 45 mm Durchmesser. Naja, die Original-Größe von 55 mm ist vielleicht auch eher etwas für den Oberschenkel
Hier eine Original Lacher & Co. (Laco) Baumuster A aus den 40ern:
Das Gehäuse ist wie früher aus gräulichem sandgestrahlten Stahl und hat das übliche Typenschild auf dem Boden. Ebenso befindet sich auf der Flanke die Gravur "FL 23883". Das nachtleuchtende Blatt ohne Herstellerlogo mit thermisch gebläuten Zeigern ist genau dem Baumuster A nach- empfunden. Um die Uhr praktikabel zu machen, wurde ein entspiegeltes und gewölbtes Saphirglas verwendet. Mit der griffigen Diamantkrone, welche ebenfalls genau dem Original entspricht, wird das Handaufzugskaliber ETA 2801 aufgezogen.
Der Durchmesser beträgt 42 mm ohne Krone, dabei wirkt sie mit ihren kurzen geraden Hörnern etwas kleiner als meine Dornblüth.
Obwohl das dunkelbraune Band von Laco sehr gut passt, habe ich jetzt das braune Fliegerband im alten Stil von Stowa montiert. Das fand ich damals schon klasse!
Für alle historisch/technisch Interessierte hier noch ein paar Infos zu den B-Uhren:
Anfang der 40er Jahre des vergangenen Jahrhunderts gehörten die sogenannten B-Uhren (Beobachtungsuhren) zur unverzichtbaren Ausstattung von Aufklärungspiloten. Dies an die Tätigkeit des Flugzeugführers angelehnte Bezeichnung stand für ein Mittel zur Navigation, das die Cockpitinstrumente Kompass und Höhenmesser auf den damals üblichen Sichtflügen mit vorher festgelegten Routen und Wendepunkten ergänzte. Die technische Auslegung dieser Uhren orientierte sich an den Vorgaben des damaligen Reichs-Luftfahrt-Ministeriums (RLM), das neben der Zeigerform und der Gestaltung des Zifferblattes, bis hin zur Festlegung der zu verwendeten Schrift, auch die Größe der Krone festlegte. Die B-Uhren mussten sowohl extrem solide verarbeitet sein, als auch sehr präzise und zuverlässig arbeiten. Die zeitliche Koordination wichtiger militärischer Abläufe, das Einhalten genauer Zeitvorgaben und die Möglichkeit einer präzisen Navigation und Standortbestimmung waren vorrangige Aufgaben dieser speziellen Uhren. Alle B-Uhren besaßen eine Unruhstoppvorrichtung, damit jede Uhr zeitzeichengenau eingestellt werden konnte. Vor der Auslieferung wurde jede einzelne Uhr von einem amtlichen Prüfinstitut überprüft und mit einem Gangzeugnis versehen. Bei den B-Uhren konnte sich der Pilot anhand der mit einem Dreieck (Pfeil) gekennzeichneten Ziffer "12" in jeder Situation schnell orientieren und die unverhältnismäßig große Krone ermöglichte ihm auch die Bedienung der Uhr mit Handschuhen. Diese Beobachtungsuhren wurden mit "FL23883" klassifiziert, eine Bezeichnung, die für Navigationsinstrumente stand und auf der gegenüberliegenden Seite der Krone eingraviert war. Bei den FL-Nummern stand 23 für Navigationsgerät, 22 für Flugüberwachung und 25 für Nachrichtengerät. S. auch hier:
Aufgrund ihrer Größe von 55mm wurden sie über der Fliegerkombi getragen. Es gab zwei Zifferblattvarianten:
Baumuster A bis Juli 1942 mit der klassischen Einteilung mit Angabe der Stunden 1 - 11 und einem Dreieck mit 2 Punkten anstelle der 12.
Baumuster B ab Juli 1942 mit großer Minuteneinteilung 5 - 55 und eine kleine Stundeneinteilung 1 - 12 im Innenkreis. Anstelle der "60" befindet sich ein Dreieck mit Strich (Pfeil).
Der Rückdeckel trug außen die Werksnummer, innen ist
1. der Hersteller des Werkes 2. die Geräte-Nr. 3. nochmals die Werk-Nr. und Anforderungszahl FL23883 4. die Fertigungsfirma eingraviert.
Als Gemeinsamkeit hatten alle Uhren Leuchtziffern und Leuchtzeiger mit aktiver Leuchtmasse (Radium) auf matt-schwarzem Grund. Die markante Krone wurde wegen ihrer Form auch als Zwiebelkrone bezeichnet. Die Uhrwerke waren sehr präzise gearbeitet, in 16 - 22 Steinen gelagert, mit Feinregulierung und zum großen Teil mit Stoßsicherung ausgestattet.
Die Fertigung der Beobachtungsuhren stellte wegen der geforderten Präzision und Zuverlässigkeit hohe Anforderungen an die Uhrenhersteller.
Zu den 5 autorisierten Unternehmen, die im Auftrag des RLM diese B-Uhren fertigten gehörten:
A. Lange und Söhne, Cal. 48/1 IWC, Cal. 52 Wempe, Cal. Thommen 31 Stowa, Cal. Unitas 2812 Laco, Cal. Durowe D5
Der genaue Übergang der beiden ZB-Varianten vom Baumuster A auf das Baumuster B war lange Zeit unbekannt. Bei den gängigen Spekulationen ging man aufgrund von Seriennummern von einem späteren Übergang, etwa im Jahr 1943 aus. Die Luftwaffenverordnung, Blatt 1942, 24. Ausgabe vom 15. Juni 1942 (Bundesarchiv-Militärarchiv, RL 1) gibt eine genaue Auskunft über das exakte Datum. Unter der Überschrift "Änderung des Zifferblattes der B-Uhr für astronomische Navigation" heißt es lapidar: "Die Umstellung erfolgt ab Juli 1942. Die bei der Truppe vorhandenen B-Uhren alten Musters sind weiter zu benutzen." Datiert ist die Verordnung mit dem 04.06.1942.
Torsten ------------------------------------------------- "WE'VE GONE TOO FAR" <The Expanse>
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