Warum die Uhren nach Glashütte kamen: Kurzer Rundgang durch das neue Deutsche Uhrenmuseum in Glashütte
Daß Glashütte so heißt, weil hier früher eine Glashütte stand, liegt nahe, ist aber historisch nicht bewiesen.
„Warum die Uhren nach Glashütte kamen“ hingegen ist kein Geheimnis, steht in allen Büchern über Glashütte und heute nehme ich Euch mal mit, zu ein paar Wurzeln...
Am Platz vor dem neuen Deutschen Uhrenmuseum, geht eine Seitenstraße der Schillerstraße steil bergauf, vorbei an Schafen
und dann recht schnell in den Wald, sodass man bald auf Glashütte nur noch von oben blickt.
Immer weiter steil bergauf,
vorbei an letzten Häusern, steht man nun völlig im Wald und nach ca. einer halben Stunde, oder so, weisen Schilder zum ersten Mal auf die ehemaligen Silberminen von Glashütte hin.
Nach Aussage von zwei Glashüttern, die mir beim Spaziergang begegnen, sind die Anlagen, die uns erwarten, ziemlich am Verfallen,
(Schurfschacht)
da sich gerade in den letzten Jahren, niemand mehr so recht drum kümmere. Im Ort zähle man nur noch die Uhren...
Kaue:
Seit der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts wurden hier Silber und Eisenerze verhüttet, an 140 Fundstellen,
doch Glashütte wurde zu keiner Zeit damit richtig reich: Es wurden hier nur geringe Mengen gefördert.
Mal stillgelegt, dann mit Unterstützungskassen wieder reaktiviert und wieder gings damit „bergab“. Es war offenbar ein ziemlicher Schlingerkurs.
Anfang des 19. Jahrhunderts kams zum Erliegen, ein neuer Erwerbszweig kam zwar mit der Strohflechterei, doch die Glashütter verarmten zunehmend.
Von der Petition der Bevölkerung nach Dresden, mit einem dringenden Hilferuf, bekam Ferdinand Adolph Lange Wind, beantragte 1843 mit einem 8 Punkte-Plan bei der Dresdener Regierung um Startkapital für 1-2 Jahre, um den Uhrenbau in Glashütte aufzubauen.
Zuvor hatte er Uhrmacher bei Herrn Gutkaes in Dresden gelernt und in Wanderjahren in der Schweiz sein Wissen vertieft.
Und die weitere Entwicklung sieht man prima im neuen Deutschen Uhrenmuseum, unten in der Glashütte.
Zusammen mit ein paar anderen brachte er so die Uhren 1845 nach Glashütte und lernte zunächst als erste Mitarbeiter Korbflechter an,
Eine ausgeprägte Feinmechanik der Mitarbeiter wurde dringend benötigt.
In diesem Haus,
dem heutigen Nomos „Flagshipstore“, hat er mit 12 Personen begonnen, aber das hatten wir ja schon.
Hier ein paar Bildern mit den ersten 5 oder 6 „Releases“ der ersten Glashütter Uhren, die natürlich von einem anfänglich einfachen Aufbau immer weiter verbessert wurden. Von Komplikationen ist hier noch nicht die Rede, das kommt später.
Lange:
Assmann:
(links Assmann, rechts Lange):
(links Großmann, rechts Assmann):
(zwei mal Großmann):
(Man sieht hier u.a. schön, wie die Glashütter Dreiviertel-Platine sich entwickelt.)
Seinen erfahren, engagiertesten Mitarbeitern bot er dann schnell an, „Ich-AG“’s zu gründen, sich also selbstständig zu machen, auf deren jeweiligem Spezialgebiet, und in einem Verlagssystem, das er in der Schweiz kennengelernt hat, Teile zu fertigen und zuzuliefern.
Da neben Lange
Silberne Herrentaschenuhr mit Schlüsselaufzug von 1857
neue, weitere Uhren-Hersteller, z.B. Julius Assmann,
Silberne Herrentaschenuhr mit Schlüsselaufzug von Fa. Assmann, 1859
Moritz Großmann
Damentaschenuhr von 1880, persönliche Uhr seiner 2. Ehefrau:
und Adolf Schneider
Herrentaschenuhr Fa. Schneider, 1870
dabei auf die gleichen Zulieferer zurückgriffen, waren die Unterschiede noch relativ gering.
Weitere Meilensteine, waren der Aufbau eines systematischen Ausbildungswesen für den Uhrmacherberuf,
um Qualität und Quantität der Fachkräfte zu steigern und die Entwicklung von Uhren-Komplikationen und Formfaktoren durch die verschiedenen Hersteller, um sich von der Konkurrenz zu differenzieren.
Tischuhr Julius Bergter, Unikat
Union von 1895 mit Chronograph und 30 Minutenzähler:
Union, Silbernes Taschenchronometer von 1894, mit Chronometer Wippenhemmung nach Moritz Großmann:
Präzisionspendeluhr von Lange & Söhne mit Schwerkraft-Kugelhemmung von Th. Winnerl, Paris. Fertigstellung nach 1869 mit Hilfe von Moritz Großmann. Umbau ca. 1900 mit Gangdauerveränderung, Einbau eines Riefler-Invar-Pendels unter Leitung von Richard Lange:
Halbsekunden-Präzisionspendeluhr von Strasser & Rohde von 1898 mit Grahamhemmung und 24 Stundenzifferblatt:
Wir hoffen, dass dir unser Forum gefällt und du dich hier genauso wohlfühlst wie wir.
Wenn du uns bei der Erhaltung des Forums unterstützen möchtest, kannst du mit Hilfe einer kleinen Spende dazu beitragen,
den weiteren Betrieb zu finanzieren.