Man stößt ja immer wieder drauf (bzw. wird gestoßen), daß Informationen über Twitter verbreitet werden. Nun habe ich auf twitter.com einfach mal interessehalber nach "Patek" gesucht (Nomos gab's nicht, und ich dachte, ich probier mal was exotischeres als "Rolex").
So, da seh ich nun eine Liste von Beiträgen (die man wohl Tweets nennt), die das Stichwort "Patek" enthalten.
Ein paar Beispiele: "Patek in Platinum, Vacheron in Gold, Lange in Rose Gold = ABSOLUTE PERFECTION!". Aha. Und? "Had the Patek Philippe on today :) http://twitpic.com/5a8wg6". Soso, jemand trägt eine häßliche Uhr. "Patek 5022G-Dear All, I just acquired Patek 5022G from a good friend. The dial is white with arabic http://tinyurl.com/3ha63k3 @PuristSPro". Toll, herzlichen Glückwunsch!
Na gut, vielleicht isses auf deutsch interessanter? Ich suche nach "Berlin". "bach auf der elektroorgel im bahnhof alexanderplatz, kurzer eindruck auf dem weg zum karneval der kulturen. I <3 #berlin". Äh… wie meinen…? "Eigentlich sollte ich für den morgigen Flug nach Düsseldorf einchecken - aber irgendwie geht das bei Air Berlin nicht... hö?" Schön, daß Du die Welt dies wissen lässt. "Bewertung zu Weihenstephaner (Mitte, Berlin, von bstine): 3 von 5 Punkten toll für leute, die deftiges ... http://bit.ly/jcMJUu #berlin". Ja, klar, Weihenstephaner (was? Bier?) für Leute, die deftiges. "Nur noch ein Sieg zur Basketball-Meisterschaft: Brose Baskets Bamberg bezwingen Alba Berlin http://www.faz.net/-01X5F3". Ohauerha, fast wäre mir das entgangen…
Mal ehrlich: wozu braucht die Welt das? Und was ist so toll daran? Kann mir das mal eine(r) erklären? Ich hab keine Ahnung von Twitter, ich bin nicht bei Facebook, ich habe keinen Wer-kennt-wen-Account, und ich bin bei Stayfriends nicht angemeldet. Ich weiß gar nicht, wann ich mich mit solchen zusätzlichen Kommunikationskanälen beschäftigen sollte... Mir reichen ein paar Foren (davon fast alle nur passiv), e-Mail und Telefon. Verpasse ich was? Oder bin ich mit Mitte 40 einfach zu alt?
Zitat von fjord... Oder bin ich mit Mitte 40 einfach zu alt?
Alex
Moin Alex, ja, genau das ist der Fall. Geht mir mit Ende genauso. Die Jugend von heute (man, dass ich das mal sage ) tickt in dieser Hinsicht anders. Die haben dies als soziale Kontakte, twittern, chatten, facebooken, stayfrienden oder Xingen ohne Ende, nutzen dazu das Internet, sind aber nicht in der Lage, Google zB dazu zu benutzen, um herauszufinden, welche Öffnungszeiten das Kreiswehrersatzamt hat, wo sie zur Musterung hinmüssen... Da wird dann Papa gefragt.
Google Maps und Streetview wird hochgelobt, jeder der dagegen ist, wird abgemahnt, jeder muss wissen, wenn jemand gerade die Toilette aufsucht, aber wenn dann mal ein Händy sich merkt, in welche Zellen es sich eingelogt hat (was jedes Handy macht, nicht nur das iPhone), dann ist das Geschrei groß.
Aber die Alten spinnen ja, die haben eh null Plan und sind mit ihrem Sicherheitskram und Datenschutzkram eh total überholt...
Aber die werden auch älter, ggf auch weiser, und sehen dann auch einiges anders.
Dann bin ich mit Mitte 30 auch schon zu alt, denn ich finde auch keine Zugang zu den genannten Portalen u.ä.. Diese Art(en) von "Vernetzung" will ich nicht haben. Ich kann keinen Vorteil für mich erkennen. Bis auf dieses Forum hier bevorzuge ich persönlichen Kontakt und bin recht freizeit-aktiv, so dass ich (wie Alex) gar nicht wüsste wann ich der Welt mitteilen sollte, dass mir etwa die 1,5 kg Porterhouse-Steak von gestern Abend heute recht schwer im Magen liegen.
Der Datenschutz wird meiner Meinung nach viel zu sehr vernachlässigt. Zum einen durch den Bürger selbst, der bereitwillig seine Daten preisgibt. Zum anderen aber auch ganz massiv durch den Staat und dessen Behörden. Was da alles gespeichert und vernetzt wird ist unglaublich. Von der elektronischen Steuererklärung bis zur Übermittlung von Bankdaten ... am besten dazu gleich ein Bild aus der Verkehrsüberwachung (natürlich mit einer fremden Blondine auf dem Beifahrersitz) und die Zahnbehandlungen der letzten zehn Jahre. Vieles davon geschieht vor dem Hintergrund von Kriminalität Und Terrorismus. Dies kann aber keine allgmeine Rechtfertigung darstellen, der Zweck heiligt eben nicht die Mittel.
Mein Wort zum Sonntag
Jürgen
- Ich kann auch ohne Alkohol Spaß haben. Aber meistens gehe ich auf Nummer sicher. -
Ich drücke meine Meinung mal deutlicher aus. Diese genannten Plattformen dienen für mich nur zur Verblödung oder Verrohung der Gesellschaft. Man muß sich nicht wundern, daß die Jugend keine sauberen deutschen Sätze mehr zu Papier bringt, mal ab von der Unfähigkeit im persönlichen Gespräch eine saubere Konversation aufzubauen. Ich lehne diese Grütze ab. Außerdem sollen die Leute nicht jammern, wenn sie im Internet gemobbt werden oder ihr Account mißbraucht wird. Selbst schuld.
Diese Plattformen dienen hauptsächlich zum Geld verdienen. Beim Anmelden sind nicht umsonste sämtliche (!) Funktionen EINgeschaltet und müssen im nachhinein deaktiviert werden. Jeder Account ist mit ca. $100 gleichzusetzen, den die Werbung hierfür einbrinen wird.
Ein Photo hochladen und einen Gesichtsabgleich machen lassen? Kein Problem (trifft hier vermutlich nicht auf twitter zu). Gruselig, hmmm?
Geltungsbedürfnis ist manchmal eine wichtiger Triebfeder. Hier eben um Geld damit zu verdienen und mehr über die persönlichen Dinge einzelner zu erfahren.
Das hat nichts mit Alter zu tun, sondern eher damit, wie man aufgewachsen ist. Und womit.
Oha Alex, ein fast politisches Thema. Der Sinn liegt wohl klar darin Geld zu machen. Unter dem sozialen Deckmäntelchen (Freunde, Kontakte, Informationen), möchte man Bedürfnisse, Interessen & Neigungen aber inzwischen auch Meinungen filtern. Aber eben nicht "nur" filtern, sondern auch erzeugen bzw. steuern. Solche Daten nutzen nicht nur Industrie und Handel, sondern auch politischen Organisationen, Lobbygruppen oder Meinungsmachern. Ein Propaganda-Beispiel wäre die INITIATIVE NEUE SOZIALE MARKTWIRTSCHAFT! Aber die kann gar nicht böse sein, da machen doch so viele nette und bekannte Leute mit . . .
Social Networks sind eine perfide, interaktive Stasi 2.0 getarnt als Gelddruck-Maschine
Macht das genug Sinn, Alex?
Für viele Kinder, Jungendliche und junge Erwachsene hätte das Leben augenscheinlich weniger Sinn, wenn sie diese Möglichkeiten nicht mehr nutzen könnten, leider. Wenn ich morgens durch unser Stadtgebiet unterwegs bin, sehe hunderte von Schulkindern telefonieren. An Wochenenden gibt es reichlich jüngere Leute, die mit Handy am Ohr des Weges gehen. Dann denke ich immer, mit wem sprechen die wohl alle um 5:30?
Wahrscheinlich liegt es an der übermächtigen Kapital- und Wirtschaftsmacht. Sie hat uns Jahrzehnte bestimmte Produkte und Verhaltensweisen suggeriert, uns von Krediten abhängig gemacht, bis wir Systemtreu waren. Als Kinder haben wir noch "draussen" gespielt, geklettert und gekloppt. Später war man in der APO, 68er, Hippi, Punk, Popper oder was weiss ich . . . Aber unsere Kinder sind meist angepasst und können sich nur über eine Net-Community wieder finden. Sie benötigen es, weil es im richtigen Leben nicht mehr funktioniert. Deshalb identifizieren sie sich eben über Konsum, also Kleidung, Handy, Musik usw.
Da man unsere Gesellschaft nun da hat, wo Kapital und Wirtschaft sie hin haben wollten, braucht man natürlich Twitter & Co. um die Menschen überhaupt noch zu erreichen. Wir wissen doch, Zeitungsabos gehen zurück, soziales Engagement geht zurück, Mitgliedschaften (in Tradition, Kirche, Sport, Politik) gehen zurück. Bei Twitter ist sie, die nächste Generation.
Gruss Ralf Freude ist eine unbezahlbare Rendite . . .
Ich erkenne keinen Sinn. Vor dem Kauf einer Nomos (2009) wußte ich nicht einmal, daß es so etwas wie Foren im Internet gibt Es ist bisher auch das einzige Forum, in dem ich angemeldet bin.
Die ganzen anderen neuen "Errungenschaften" ignoriere ich geflissentlich. Zum einen fehlt es an Zeit und exhibitionistisch veranlagt bin ich auch nicht.
Thomas
Die Basis einer gesunden Ordnung ist ein großer Papierkorb Kurt Tucholsky
Ich find's immer wieder toll, wie unterschiedlich man doch eine leichtfertig formulierte Frage interpretieren und beantworten kann. Ihr seid klasse!
Die wirtschaftlichen Interessen sind zweifellos in allen diesen Netzwerken sehr stark. Es ist ihr eigentlicher Zweck, damit Geld zu verdienen. Es soll ja immernoch Leute geben, die glauben, sie bekämen etwas geschenkt. Das sind wahrscheinlich auch die, die beim Teleshopping-Kanal anrufen und das Messerset für Neunundvierzigneunundneunzig bestellen, weil es gerade gratis noch die Säge, die Kaffeemaschine und den Selbstbräuner dazugibt, und obendrauf noch das zweite Messerset kostenlos und (nur heute und nur in dieser Sendung) eine Präzisions-Marken-Armbanduhr als Zugabe, aber nur für die ersten 20 Anrufer. Und es gibt die Leute, die ins Ausland auswandern, sich ihr Startkapital damit verdienen, daß ein Fernsehsender sie dabei begleitet, die aber pikanterweise die Landessprache nicht mal annähernd verstehen, geschweige denn eine Ahnung von den rechtlichen, administrativen und kulturellen Gegebenheiten haben. Da fängt bei mir verschärftes Fremdschämen an, und ich frag mich, wie man so bescheuert... Aber ich schweife ab... Zurück zu den wirtschaftlichen Interessen. Die Anbieter solcher Sozialplattformen ziehen den Nutzen natürlich aus den persönlichen Daten der User und der zweifellos geschalteten personalisierten Werbung. Und je ahnungsloser und offenherziger der User, desto besser die Datenqualität, desto teurer ist der Datensatz verkaufbar. Den Betreibern ist also an Mitgliedern gelegen, die nichts hinterfragen. Aber es sind ja nicht alle doof, trotzdem machen sie mit.
Was ist also mit dem Benutzer, demjenigen, der der Welt mitteilt, daß er gerade aufm Klo war? Es sind ja nicht nur geistige Tiefflieger unterwegs in diesen Netzwerken. Offenbar wenig Twitter-Freunde hier... Das ist insofern schade, als ich mal gerne gewußt hätte, was den Nutzer so an Twitter reizt. Also wofür ist Twitter da, aus der Sicht dessen, der eine Nachricht verbreitet, und aus der Sicht dessen, der sie liest. Gibt's denn wirklich so viele Leute, vorwiegend wohl jüngere, die sich das Hirn mit solchem Informationsballast zumüllen?
Ich gebe zu, in gewisser Weise war ich in eine solche "Informtationsfalle" auch reingelaufen. Überall das Ohr drinhaben, man könnte ja was verpassen. Aber ich habe vor zwei Monaten ca. 10 Newsletter von verschiedensten Firmen und Institutionen abbestellt. Nun gibt's keine "Sonder"-Angebote aus dem Computerhop mehr, das Fotoforum informiert mich nicht mehr über Themen, die mich nicht interessieren, über Camping in Schweden werde ich mich aktiv informieren, wenn es mal wieder soweit ist, etc. Seitdem ist Ruhe in der Mailbox. Ich finde das sehr entspannend. Das waren aber immerhin Themen, zu denen ich einen Bezug hatte (weil ich mal im Shop bestellt habe, weil ich mir mal Infomaterial habe schicken lassen, weil ich mal gesagt habe "ja, haltet mich auf dem Laufenden"). Aber ein sehr großer Teil der Bevölkerung tickt wohl völlig anders und will über völlig irrelevante Aktivitäten und Meinungen wildfremder Menschen in Echtzeit informiert sein. Warum? Was ist dadran so toll? Oder kann Twitter etwas, was mit bisher verborgen geblieben ist?
Ein interessanter Artikel heute in Le Monde: Einem Behinderten gelang es über Twitter auf die unmenschliche Behandlung durch einen häuslichen Pflegedienst aufmerksam zu machen. Das hat so hohe Wellen geschlagen dass eine Staatssekretärin sich eingeschaltet hat.
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