Ich habe mich schon länger gefragt, wie (Discounter-)"Bio" so billig sein kann. Der Beitrag übertrifft alle Befürchtungen. An manchen Stellen hätte ich mir eine "Gegenprobe" oder eine zweite Quelle gewünscht, z.B. bei der Untersuchung der Bio-Gemüse auf Keimbelastung - wie sieht das Ergebnis derselben Analyse bei konventionell angebauten Gemüsen aus? Auch kommen alle Stallaufnahmen aus nur einer Quelle. Unbestreitbar ist aber, daß es schwerwiegende Probleme gibt und dieses "Bio" eindeutig nicht das ist, was man erwartet. Mag sein, daß die Belastung durch Zusatzstoffe, Medikamente und/oder Pestizide geringer ist, aber das ist nicht alles. Man muß also wohl die "Qualitäts"stufen erweitern - daß "Bio" nicht immer "Öko" ist, ist bekannt. Aber offenbar ist zwischen "Bio" und "ethisch akzeptabel" ein noch viel größerer Unterschied.
Man wird doch wirklich von vorne bis hinten beschissen... Das erinnert mich an den Öko-Strom, den inzwischen auch jeder anbietet. Nur wer nachforscht findet heraus, daß es gerade mal vier echte Ökostrom-Anbieter gibt, alle anderen Lieferanten handeln einfach mit RECS-Zertifikaten.
Zitat von fjord" [style=font-size:85%Man wird doch wirklich von vorne bis hinten beschissen... Das erinnert mich an den Öko-Strom, den inzwischen auch jeder anbietet. Nur wer nachforscht findet heraus, daß es gerade mal vier echte Ökostrom-Anbieter gibt, alle anderen Lieferanten handeln einfach mit RECS-Zertifikaten. [/style]
Wer Ökostrom will, sollte am besten gleich zu http://www.greenpeace-energy.de/ wechseln. Da weiss man was man hat, ich kanns nur empfehlen!
Und um sich über große und kleine Schweinereien beim Essen zu informieren empfehle ich http://www.foodwatch.de/
"Man lebt nur einmal, aber wenn man richtig lebt, ist einmal genug."
Hier geht es zwar nicht um BIO, aber darum, warum es Sinn macht, Lebensmittel saisonal und lokal zu kaufen:
Zitat Erdbeeren aus China sollen bei 11 000 Kindern Brechdurchfall ausgelöst haben. Die Früchte reisten um die halbe Welt. Irrwitzige Wege legen auch viele andere Lebensmittel zurück – oft ohne, dass Verbraucher das ahnen.
Freu dich auf jeden neuen Tag. Auch wenn die Chance besteht, dass es ein beschissener Tag wird, oder ein sehr schöner, oder ein ganz normaler. Mit wechselnder Bewölkung und 30 Prozent Regenwahrscheinlichkeit.
Zitat von fmattesHier geht es zwar nicht um BIO, aber darum, warum es Sinn macht, Lebensmittel saisonal und lokal zu kaufen:
Zitat Erdbeeren aus China sollen bei 11 000 Kindern Brechdurchfall ausgelöst haben. Die Früchte reisten um die halbe Welt. Irrwitzige Wege legen auch viele andere Lebensmittel zurück – oft ohne, dass Verbraucher das ahnen.
Man wird doch wirklich von vorne bis hinten beschissen... Das erinnert mich an den Öko-Strom, den inzwischen auch jeder anbietet. Nur wer nachforscht findet heraus, daß es gerade mal vier echte Ökostrom-Anbieter gibt, alle anderen Lieferanten handeln einfach mit RECS-Zertifikaten.
Zum Thema, wie billig kann "bio" sein, kann ich ganz einfach sagen: Unter dem EU-Bio-Siegel ist sehr vieles möglich, was sich der Verbraucher eigentlich nicht unter "bio" vorstellt: Natürliche Aromen dürfen dort von Schimmelpilzen produziert werden (sehr beliebt in Erfrischungsgetränken und Milchprodukten mit irgendwelchem Obstgeschmack), Tierhaltung muss nur absoluten Mindeststandards entsprechen, … weitere Beispiele würden hier viele, viele Seiten füllen.
Wer tatsächlich "bio" möchte, greift zu Bioland und Demeterprodukten, da ist das alles nicht erlaubt, wird auch streng und unangekündigt überprüft
Mahlzeit!
In der Fabrik, auf dem Bauernhof, auf der Baustelle, im Büro, im Geschäft - nie sah ich Geld arbeiten.
Hallo, in unserem Dorf gibt es kein Lebensmittelgeschäft mehr. Die zwei früher am Ort tätigen Besitzer sind mittlerweile auf Rente oder das Öffnen hat sich aufgrund der Discounter in den Nachbarorten nicht mehr gelohnt. Der Sohn eines findigen Bauern hat aus seiner Lagerhalle eine Markthalle gemacht in der alles zum Leben notwendige verkauft wird. Diese Markthalle ist mittwochs und samstags nur vormittags geöffnet und wird gut angenommen. Sie dient auch als innerdörfliches Kommunikationszentrum. Verkauft wird von Bauern und Metzgern, die ihre Höfe bzw. Herstellungsorte in einer maximalen Entfernung von 10 km haben. Wir decken dort unseren Bedarf, obwohl es sich nicht bei allen Anbietern um Bio-Produkte handelt und um einiges teurer ist als beim Discounter. Was nutzen mir Biokartoffeln, wenn neben der Anbaufläche die Autobahn liegt oder der Nachbar mehrmals im Jahr seine Felder spritzt? Regionale Produkte stehen bei uns hoch im Kurs. Früher ist auch kein Mensch gestorben, weil er zu Weihnachten auf frische Erdbeeren von Sonstwo verzichten musste. Wir erfinden stets neue Maßnahmen zur Vermeidung umweltschädlicher Abgase, transportieren aber auf dem Luftweg viel unnötiges Zeug. Vielleicht sollte man da einmal den Hebel ansetzen. Viele Grüße Karsten
PS: Man sollte aber bei der ganzen Betrachtungsweise auch berücksichtigen, dass einkommensschwächere Familien den Wunsch nach Bio-Lebensmittel haben, den dann die Discounter abdecken. Eine etwas kritischere Sichtweise wäre angebracht. Ich persönlich halte den Bericht für etwas einseitig eingefärbt.
Auch für Uhrenbastler gilt: Erfahrung ist die Summe der Misserfolge
Da hast du natürlich Recht. Daher kommen unsere Bioland und Demeter-Produkte überwiegend aus der Region (bei Orangen, Mango und Ananas geht das aber eben nicht) und sind damit automatisch auch saisonal. Manches beziehen wir auch von Umstellungshöfen oder auch aus integriertem Anbau aus der Region. Mein Fleisch kenne ich oft persönlich (Mein Lieblingssatz: Friss fleißig und bewege dich viel).
Aber: Das Argument: Was nutzt mir das Bioprodukt, wenn der Nachbar spritzt, ist so ein klassisches Totschlagargument. Ist nämlich ganz einfach: 1. Der Nachbar muss einen Sicherheitsabstand einhalten 2. Je mehr Biolandwirte es gibt, desto weniger relevant wird genau dieses Problem mit dem Nachbarbauern
Ich selber bevorzuge Bio-Lebensmittel genau aus diesem Grund: Alles, was nicht an Pestiziden, Düngemitteln (gerade die Mineraldünger produzieren Treibhausgase, da ist das bisschen CO2 nichts dagegen), Hormonen, Antibiotika, etc. in einer konventionellen Landwirtschaft eingesetzt wird, das haben wir auch anschließend nicht im Essen und vor allem auch nicht in unseren Gewässern und im Trinkwasser - genau dort bekommen wir es leider nicht mehr heraus (zumindest nicht mit den "normalen" Mitteln der Kläranlagen).
Und ja, auch einkommensschwache Familien haben den Wunsch nach bio - daher ist dieser Kompromiss auch sicher nicht schlecht. Es muss einfach nur klar sein, dass bio eben nicht gleich bio ist. Nach solchen Berichten wird ja "bio" ja sehr oft generell als Betrug bezeichnet. Dennoch bedeutet EU-bio eine Verbesserung durch den Verzicht auf Pestizide, Mineraldünger, Hormone und Antibiotika.
In der Fabrik, auf dem Bauernhof, auf der Baustelle, im Büro, im Geschäft - nie sah ich Geld arbeiten.
Ich achte auch drauf, sofern möglich "Bio" zu kaufen, in der Hoffnung, nicht allzusehr über den Tisch gezogen zu werden. Wie überall soll auch hier Geld verdient werden (an Gutmenschentum und echten Idealismus glaube ich nur bei ganz wenigen Menschen), man kann also davon ausgehen, daß Schweinereien passieren. Zumindest will ich aber meine kleine Verbrauchermacht dazu nutzen, die Wirtschaft in dieser Richtung zu beeinflussen. "Bio" soll "normal" werden. (Eigentlich sollte "Bio" sogar das neue "konventionell" sein. "konventionell" wörtlich genommen; wenn es normal ist, biologisch anzubauen, ist das ja die Konvention zur Nahrungsmittelerzeugung und damit "konventionell". Ob wir jemals dahin kommen werden? Glaub ich nicht.)[/size]
Das hört allerdings auf, wenn die Produkte um den halben Erdball geschippert werden. Ich weiß, es gibt ernstzunehmende Untersuchungen, die besagen, daß die ökologischen Gesamtkosten pro Paprika (oder was auch immer) billiger sind, wenn das Zeug als Bio von sonstwoher kommt, als wenn es "konventionell" angebaut und nicht so weit transportiert wird. Trotzdem, da sträubt sich alles in mir. Ich habe mal Bio-Knoblauch gekauft und dann später festgestellt, daß der aus China importiert war. Das versteh ich nicht. Knoblauch wird doch auch in Frankreich, Spanien, etc. angebaut. Warum bitteschön soll man Knoblauch oder Erdbeeren aus China importieren? Auch mit Rotwein aus Chile habe ich Schwierigkeiten. Das Zeug wächst doch auch hier, warum muß das übern Atlantik transportiert werden? Da mach ich nicht mit. Wenn Bio nach deutschem Verbraucherwunsch so billig wie möglich sein soll (es sind ja gerade die Deutschen, die auf billige Lebensmittel viel Wert legen - auch ich bin nicht ganz dagegen gefeit, billig einzukaufen), muß man sich nicht wundern, wenn die Idee ad absurdum geführt wird und die Bio-Tiere in den Ställen verrecken oder die Bio-Kartoffeln plötzlich aus Asien importiert werden. "Regional" gehört für mich zur Idee "Bio" dazu. Wenn es die Kombination Regio-Bio nicht gibt, tendiere ich inzwischen eher zu Regio. Ich seh echt nicht ein, potentiell regional verfügbare Produkte über Kontinente hinweg zu transportieren.
Alex [size=85](der schon immer gerne die Zutatenlisten liest und sich wundert, was alles in Toastbrot drin sein kann. Brotaroma zum Beipiel. Brot mit Brotaroma. Nicht zu fassen...)
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