Heute war ich ohne Worte. In einem sehr guten, in 4 Ländern Europas vertretenem Juwelier Unternehmen, wo ich mich nach einem neuen Stück (Baume & Mercier) informiert habe wurde ich einmal ganz ruhig. Ich hatte meine Nomos Zürich am Handgelenk und bei einigen Fragen zu Kaliber usw. wurde mir ganz fest und sicher gesagt, dass auch dieses Kaliber von Nomos auf ETA aufbaut und kein reines Manufakturwerk sei. Ist denn die ganze Welt nur ETA ? Auch das Werk der Tangente sei voll auf ETA aufgebaut. Da dieser Konzi mit 9 Filialen und 6 Standorten in Deutschland vertreten ist, wird wohl etwas an dieser Aussage stimmen. Wie soll ein Laie jetzt noch den Durchblick haben? Nur noch Ziffernblatt und Zeiger ansehen und zuschlagen?
Da das von mir angepeilte B&M Modell (>4000 €) auch ein ETA 28xx mit etwas Veredlung ist, wird mir langsam unheimlich. ETA will die Belieferung reduzieren und alle Welt schalt ETA ein. Muß ich tatsächlich > 10 000 € ausgeben um wirklich ein Manufakturwerk zu bekommen? Jetzt brauche ich erst mal eine Verschnaufpause.
Zitat von waltherpfalzHast Du gefragt, was nach seiner Kenntnis bei diesen Nomos noch von ETA sei? Gruss! WaltherPfalz
Nö, ich war so geschockt, dass ich nur noch ruhig war. Wem darf ich im Uhrenbau denn noch vertrauen? Provozierend und einfach gefragt - ist alles ETA und etwas Politur ist ein neues Kaliber? Bald habe ich den Glauben verloren und kaufe mir bei A..I einen Quarzticker. Erfährt ein "normaler" Kunde denn nie die Wahrheit ?
Jedenfalls ist meine Kaufentscheidung erst einmal in die Ferne gerückt, ganz gleich welche Marke. Peter
Nomos darf/kann seine aktuellen Werke - incl. dem CW - als Manufakturwerk bezeichnen. Allerdings ist es so, dass Nomos weder Rad noch Uhrwerk ein 2. Mal erfunden haben.
Die Frage muss man wohl anders formulieren: wie viel Gedankengut von ETA ist noch in den Nomos-Werken - respektive wie viele Teile von ETA sind noch in Nomos-Werken.
Der Diesel-Motor/Otto-Motor funktioniert auch in allen Autos im Grunde gleich. Dabei ist es zunächst unerheblich, ob Dacia/Lada/... daran steht oder Mercedes-Benz, Audi, BMW. Auch hier wird kaum jemand hingehen und sagen: alles das gleiche.
Franz hatte "irgendwo" hier im Forum einmal eine Information, dass z. B. Wempe die erforderliche Wertschöpfung in Glashütte zum großen Teil aus der Chronometer-Prüfung in der Sternwarte erzielt. DAs Werk als solches ist hier m. W. auch nur ETA (man möge mich korrigieren,w enn es mittlerweile Sellita ist).
Ein "echtes" Manufakturwerk erhälst Du zum Beispiel bei Seiko. Meines Wissen erfolgt hier 100% der Wertschöpfung im eigenen Haus (bei Nomos sind es 85%).
Über Vor- und Nachteile von Manufakturwerken kann man sich sicherlich streiten. Aber bedenken sollte man auch die Vorteile von Stangenware.
Grüße
Gerrit
----------------------------------------- Salzflecken auf dem Teppich gehen am besten mit Rotwein wieder raus...
NOMOS hat seine Werk-Serie mit dem Kaliber Peseux 7001 begonnen. Dieses Werk wurde früher schon in Uhren der Fa. (Vorkriegs-)NOMOS verwendet. In den aktuellen Werken findet man nur noch wenige Teile die dem Original entsprechen. Bereits das 2005 eingeführte Werk 'Epsilon' ist eine 100%ige NOMOS-Entwicklung.
Natürlich stammt das Grunddesign und das Layout des Räderwerkes des NOMOS Alpha Werkes vom ETA Peseux 7001 ab. Allerdings hat NOMOS im Laufe der Zeit zunächst einige Verbesserungen an diesem Werk vorgenommen (Sekundenstopp, Feinregulierung, neue Feder, 3/4 Platine) und dann auf Basis dieser Erfahrungen das eigene Alpha und davon ageleitet dann auch das Automatikwerk entwickelt. Ausserdem hat NOMOS eigene Patente für die Datumsanzeige, die Gangreserveanzeige und inzwischen auch eine eigene Hemmung. Einen guten Überblick darüber, wie nomos sich entwickelt hast findest du hier in meinem Artikel von 2008 im Tourbillon Magazin: http://www.clubnomos.de/library/...ufaktur.pdf
Inzwischen ist NOMOS da noch weiter und wie schon gesagt beträgt der Inhouse Anteil an der Wertschöpfung der Werke inzwischen ca. 85%. Meines Wissens nach werden nur die Hemmung udn die Rubine als "Standardkomopnenten von aussen bezogen" Die Feder, Kugellager und Rotoren werden nach NOMOS Spezifikationen auch von externen Produzenten bezogen.
Was mich hier eher schockiert ist wie wenig die Verkäufer, selbst bei "sehr renomierten" Juwelieren oft über die Produkte wissen und welchen Unsinn sie zum Teil erzählen wenn man ein bischen nachfragt.
Freu dich auf jeden neuen Tag. Auch wenn die Chance besteht, dass es ein beschissener Tag wird, oder ein sehr schöner, oder ein ganz normaler. Mit wechselnder Bewölkung und 30 Prozent Regenwahrscheinlichkeit.
das "Unwissen" des Verkäufers hatte vielleicht einen Hintergrund. Den wissen wir natürlich alle nicht.
Wenn ich eine Uhr von A unbedingt verkaufen will (höhere Spanne, viele am Lager und neues Modell droht etc.) versuche ich das Modell natürlich besonders gut dastehen zu lassen - in der Folge das andere natürlich möglichst schlecht.
GANZ falsch ist es ja nicht, dass ein entfernter Vorfahre der Werke das 7001 ist. So hattest Du es ja auch eben noch einmal beschrieben. Damit ist die aussage per se nicht falsch - wenn auch nicht (mehr) ganz richtig.
Der unbedarfte Nicht-Nomos-Forum-Leser lässt sich davon natürlich beeindrucken. Die wenigsten Uhrenkäufer haben entsprechenden Einblick - die wenigsten haben mehrere mechanische Uhren. - Wenn der Verkäufer nun hier Angst hatte, der Interessent hat bereits eine Zürich, der wird doch nicht noch eine Richmond-Uhr kaufen: da muss man die alte Uhr schlecht machen, wäre es auch eine Möglichkeit, wieso so gehandelt wird.
Ich habe mir die Mühe nicht gemacht und auf der HP von W. aus H. anzusehen, ob es DIESE Firma ist, der Verkäufer wusste vielleicht aber auch nicht um die engen Beziehungen zwischen beiden Firmen?
Letztendlich kann es aber auch gewesen sein, dass er tatsächlich einfach sich bei Nomos (bei Uhren allgemein?) nicht auskannte.
Grüße
Gerrit
----------------------------------------- Salzflecken auf dem Teppich gehen am besten mit Rotwein wieder raus...
@peter16: Kannst Du nicht einfach bis 2022 abwarten? Dann stoppt die Swatch Group endgültig die Belieferung der Konkurrenz mit ETA Werken. Kauf dir bis dahin eine Orient, dann hast Du auch ein Manufakturwerk.
Zitat von peter16Muß ich tatsächlich > 10 000 € ausgeben um wirklich ein Manufakturwerk zu bekommen?
Natürlich nicht - es gibt da ein nettes Schweizer Dorf, in welchem - quasi gänzlich unabhängig und ohne Rücksicht auf die restliche Uhrenwelt - Uhren mit eigenem Werk unter 10 k hergestellt werden.
Ralux, oder so ähnlich, heißt dieses beschauliche und sympathische Unternehmen.
Diese Uhren haben zudem Stahlböden, was einen nicht unerheblichen Vorteil darstellt. Verhindern diese doch den Blick auf das Werk mittels Mikroskop und verhindern so den nächsten Schock ob eventueller schräger Kanten oder anderer ggf. nicht ganz gewollter Werksverzierungen. Das ganze führt dann zu einem recht überraschenden Effekt des entspannten Genusses an der Uhr.
Der Rest wurde bereits gesagt.
Jürgen
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