ich beobachte, dass der Gang einer Armbanduhr sich unterschiedlich verhält (Zeitwaage), je nachdem die Krone oben oder unten liegt. Gleichzeitig hat diese Uhr einen Abfallfehler von ca. 3,5ms. Auch der variiert etwas mit der Lage. Nun die Frage. Ist die Unruh also nicht richtig gewuchtet, oder könnte es auch "nur" am Abfallfehler liegen? Bei normalen (was auch immer das ist) Traggewohnheiten liegt der Gang bei -10s/Tag. Eingeschalt ist das Allerweltskaliber "Wehrmachtswerk".
Bin nun auf eine Aufklärung sehr gespannt. Mit -10s/Tag kann ich leben, aber vielleicht geht es auch besser. Peter
Hallo Peter, ich weiß nicht, ob ich mich auf dieses Terrain wagen soll! Als Erstes definiere mal bitte: Was heißt richtig gewuchtet? Wir bewegen uns im Bereich von kaum meßbaren Größen, die beim Auswuchten eines Uhren-Antriebssystems abgenommen werden. Das Auswuchten erfolgt meines Wissens mit allen zum System gehörenden Teilen, also Unruhreif, Unruhfeder und Spiralrolle. Man könnte jetzt dieses Auswuchten bis zum Wahnsinn machen, aber wer soll das bezahlen. Die Firmen beziehen das Hemmungssystem oft von externen Firmen und geben bestimmte Toleranzen vor, die nach Lieferung überprüft werden (hoffentlich). Dadurch kommen Qualitätsunterschiede vor. Die 3,5 ms des Abfallfehlers würden mich nicht beunruhigen, meine älteren Uhren haben meist mehr. An eine Regulierungsverbesserung würde ich mich nur dann wagen, wenn der Rücker mittels Feineinstellung zu verändern ist (Triovis, Etachron, Spechthals, Schwanenhals). Verstellungen direkt am Rücker oder am etwas längeren Rückerzeiger führen meist zu schlechteren Ergebnissen. Lass es, wie es ist. Viele Grüße Karsten
Auch für Uhrenbastler gilt: Erfahrung ist die Summe der Misserfolge
danke für die Antwort. Ist auch mehr eine theoretische Frage. Da sich der Abfallfehler etwas mit der Lage ändert, ist doch sicher "etwas" nicht zu 100% ausgewuchtet. Dass es sich dabei nicht um Milligramm, sondern eher um Mikrogramm handelt ist mir klar. Mit heutigen Maschinen dürfte es aber kein Problem sein. Nur eine Preisfrage. Und wer baut schon ein höchstwertiges Werk ein, wenn eine Uhr auch mit geringerer Qualität läuft Ab 20 k€ und mehr sieht es sicher anders aus. Peter
Hallo Peter, ich bin lediglich auf das Auswuchten eingegangen. Der Abfallfehler muss nicht auf mangelhaftes Auswuchten zurückzuführen sein. Wenn der Ruhepunkt des Ankerhebels nicht exakt mittig zwischen seinen Begrenzungen liegt (z.B. Stifte oder Platinenerhebungen) führt dies dazu, dass die Schwingungsbögen der Unruh bis zum Abfall des Ankerradzahnes unterschiedlich lang sind. Da das Mikrofon der Zeitwaage den Impuls beim Abfallen des Ankerradzahnes aufzeichnet, entstehen zwei parallele Spuren, die je nach Ruhepunkt unterschiedlich voneinander entfernt sind. Durch Verstellen des Spiralklötzchenträgers kann dieser Fehler minimiert werden. Meist wird aber dadurch auch der Gang verändert und somit muss durch Rückerverstellung wieder eine Gangregelung erfolgen. Wenn ich eine Uhr auf der Zeitwaage einstelle, erfolgt zuerst die Verstellung des Spiralklötzchenträgers, dann erst die Rückerverstellung. Bei meinen alten Uhren kommt es auch vor, dass der Spiralklötzchenträger zu lose geht und es ist sehr zeitaufwendig die richtige Einstellung zu finden. Übrigens ist ein kleiner Abfallfehler unbedeutend für den Gang der Uhr. Bei Uhren mit festen (also nicht verstellbaren Spiralklötzchenträger) muss die Spiralrolle, die die Ellipse aufnimmt, auf der Unruhwelle gedreht werden. Um eventuelle Auswuchtfehler zu ermitteln bzw. zu beheben, gibt es ausreichend Literatur. Ich würde zuerst an einigen alten Uhren Erfahrungen sammeln. Ich persönlich habe zweimal unter Anleitung die Unruh ausgewuchtet, allein traue ich mir das nicht zu. Das ist hohe Schule, genauso wie das rund- und flachlegen von Unruhspiralen. Nicht umsonst ist Uhrmacher ein Lehrberuf (trotz jahrelanger Praxis der heutigen Uhrmacher würde ich diese Arbeiten nicht jeden Zeitmesstechniker ausführen lassen). Viele Grüße Karsten
Auch für Uhrenbastler gilt: Erfahrung ist die Summe der Misserfolge
ich beobachte, dass der Gang einer Armbanduhr sich unterschiedlich verhält (Zeitwaage), je nachdem die Krone oben oder unten liegt. Gleichzeitig hat diese Uhr einen Abfallfehler von ca. 3,5ms. Auch der variiert etwas mit der Lage. Nun die Frage. Ist die Unruh also nicht richtig gewuchtet, oder könnte es auch "nur" am Abfallfehler liegen? Bei normalen (was auch immer das ist) Traggewohnheiten liegt der Gang bei -10s/Tag. Eingeschalt ist das Allerweltskaliber "Wehrmachtswerk".
Bin nun auf eine Aufklärung sehr gespannt. Mit -10s/Tag kann ich leben, aber vielleicht geht es auch besser. Peter
Hallo Peter, ich würde an Deiner Stelle Kontakt mit Deinem Lieferanten aufnehmen. Wie ich ihn kenne, liefert er keine Uhren mit -10 s/Tag aus.
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