Es ist Jahre her, da erwarb ich auf einem Flohmarkt ein Exemplar einer Zeitschrift: 'Uhrenmagazin', Jahrgang etwa +/- 1996. In dieser Ausgabe: der Test einer Longines-Uhr. Das besondere an dieser Uhr war die Datumsanzeige, nämlich ein kreisrundes, zylindrisches Loch bei/zwischen der 'Vier' oder 'Fünf', und darunter versenkt die Drehscheibe mit den Datumsziffern. Ich glaube mich zu erinnern, dass dieser Umstand, die eher bescheidene Ablesbarkeit dieses tiefergelegten Datums, im Testergebnis Punktabzug zur Folge hatte.
Dieses Uhrenmagazin ist bei diversen Umzügen verloren gegangen. Seit längerer Zeit aber suche ich nun, als wäre ich auf der Suche nach einer verlorenen Jugendliebe, die Weiten des WorldWideWeb ab nach zumindest einem Bild dieser Uhr: Vergeblich.
Weder Google noch Bing, noch Verkaufsplattformen, darin man nach Jahrgang spezifizieren kann, zeigen eine Uhr mit rundem Datumsloch bei der 'Vier', schon gar nicht eine Longines.
Entweder mein Gedächtnis trübt mich komplett und es gibt diese Uhr gar nicht, oder das www hat Erinnerungslücken. Natürlich habe ich auch im Verlag und bei Longines direkt per Mail angefragt: Ohne Ergebnis. Ich könnte allerdings zu Ebner nach Ulm fahren und dort im Archiv alle Hefte durchgucken. Vorher aber, dachte ich mir, fragst Du mal hier nach: Wozu gibt es Experten.
Hallo Karl21, wenn du in der nächsten Zeit nichts in Erfahrung bringst, schreib mich per PN an. Ich habe es ca. 8 km bis zum Ebner und würde versuchen, den Test zu finden. Hat man dir gesagt, dass sie in Ulm das Archiv haben? Ich dachte eher an Konstanz, wo die nachbestellten Hefte herkommen. Viele Grüße Karsten
Auch für Uhrenbastler gilt: Erfahrung ist die Summe der Misserfolge
Ihr Angebot, an meiner statt nach Ulm zu fahren und für einen anderen, den man nicht kennt und der sich hier eher unglücklich eingeführt hat und der eher dabei ist, sich wieder glücklich auszuführen, für so einen Unbekannten also eine Besorgungsfahrt zu erledigen, irgendwelche Hefte zu durchforsten: Das hat mich berührt. Ich dachte mir: Gibt’s sowas noch? Ich dachte: Sowas ist längst ausgestorben. Ich habe mich geirrt.
Ich will Ihnen den Hintergrund erzählen: Vor einiger Zeit sitze ich im Öffentlichen Nahverkehr, da steigt eine - man muss jetzt sagen: Dame - zu. Ich erkenne sie sofort und sie erkennt sofort mich: Vor 20 Jahren war ich in diese - jetzt Dame -weder glücklich noch unglücklich verliebt, habe ihr sogar Briefe geschrieben, ja, Gedichte! - mich also in eine Art Schwärmerei diesen holden Wesens wegen gestürzt: Mein Gott, was man nicht alles tut.
Und jetzt sitzt mir eine abgehärmte Frau mit verbitterten Mundwinkeln, mit ergrautem, bereits ins Schlohweiße übergehendem Haar gegenüber, die so erkennbar jede Lebensfreude verloren hat, jedes Glühen, jedes Aufleuchten des Herzens, dass diese 20 Jahre wie eine einzige Vergeblichkeit erscheinen, das Leben dorthin gebracht zu haben, wo es sich lebt, freut, sprüht und verschenkt. Je mehr ich sie anstarre, desto mehr ignoriert sie mich und nach zwei Stationen steigt sie aus.
Und ich denke mir: Was bist du für ein Dödel! Trägst 20 Jahre lang eine Erinnerung, das Bild einer Frau in dir herum, die es längst nicht mehr gibt! Und trägst dazu, zum Bild, auch die zugehörigen Gefühle in dir herum und baust dir aus diesen Gefühlen ein Ich, das auf nichts beruht, auf einer bloßen Phantasmagorie. Mein Gott, dachte ich mir, du bist vollständig auf Luft gebaut.
Auch in diese obskure Longines war ich, soweit man sich halt in Uhren verlieben kann: verliebt; und dachte mir, später, wenn du mal Geld hast, dann kaufst du dir die. Und es wurmt mich, dass ich dieses Heft - ich verliere selten irgendwelche Dinge - nicht mehr finde. Denn ich würde gerne noch mal - nach all den Jahren - einen Blick auf diese Uhr werfen, vielleicht nur, um mich zu deillusionieren, zu entlieben; oder um mir einfach diesen Irrsinn vor Augen zu führen, über all die Jahre ein Bild im Arsenal der begehrenswerten Dinge deponiert zu haben, das seinen Verbleib dort längst nicht mehr rechtfertigt: Nicht weil sich die Uhr geändert hat, der modische Wandel, sondern ich mich. Ich würde mich gerne im Anblick dieser Longines selbst überprüfen. Und dann entweder die Uhr oder mich aus meinem Gedächtnis komplett entfernen. Das ist der eigentliche Grund, weshalb ich danach frage.
Denn über die Beschäftigung mit Uhren kommt man natürlich zur Beschäftigung mit der Zeit und ich frage mich: Was ist Zeit? Nun, Zeit ist die Erinnerung, Zeit, das sind all die toten Dinge, die ich mit mir herumschleppe; und da dämmert mir, welch totes Leben ich führe, wenn ich aus dem Gedächtnis, aus dem Wissen heraus handle und welch unsagbare Frische mir entgeht, mich dem Muff und dem Müll meines körpereigenen Speichersystems gefügig gemacht zu haben.
Ich möchte Ihnen ganz herzlich für dieses staunenswerte Angebot danken!
Andererseits möchte ich mir den Spass und die Neugier, in solch einem Zeitschriften-Archiv zu wühlen - totes Hirn hin oder her - nicht entgehen lassen und dort gerne selber vorstellig werden. Das hat ja keine Eile. Ich würde mich, wenn es Ihnen recht ist, dann einfach melden. Vielleicht möchten Sie mich begleiten; ist bestimmt spannend, so ein Verlags-Besuch. Eventuell sogar Blick in die Redaktion? (Ich wette, andere Mitglieder würden hier auch gerne mitkommen …)
Auf eine Tasse Kaffee und Kuchen lade ich Sie auch ein; denn was für verflossene Herzensdamen gilt, gilt natürlich auch für Forums-Forenten: Schock oder Entzücken oder keines davon. Ja, es bleibt spannend!
@Karl 21 Vielen Dank für deine Rückmeldung. Ich kann dich verstehen, wenn du selbst in dem Archiv stöbern willst. Ich bin gern bereit, dich zu begleiten. Gib mir bitte ein paar Tage vorher Bescheid und kläre bitte aber vor deinem Besuch, wo sich das Archiv befindet. Der Ebner-Verlag, hat in Ulm mehrere Örtlichkeiten. Ich freue mich auf deinen Besuch. Viele Grüße Karstenp
Auch für Uhrenbastler gilt: Erfahrung ist die Summe der Misserfolge
@Karl 21 Ich habe nochmals in meinem umfangreichen Archiv gesucht, leider aber keine Longines mit dem Datum zwischen 4 und 5 mit rundem Fenster gefunden. Longines hat aber das runde Datumsfenster genutzt, so z.B. bei einem Chronographen, hier aber das runde Datumsfenster bei der 12. Das Bild entstammt der Chronos 5/95. Es handelt sich um die Ref. 466.147.32. Werk ETA 2824-2 mit dem Chronographenmodul von Dubias Depraz. Des Weiteren habe ich ein Uhrenmagazin vom November 1996 gefunden. Dieses habe ich in der Bucht gekauft, weil es einen mehrseitigen Bericht über Nomos beinhaltet. In diesem Heft sind alle bis zu diesem Zeitpunkt getesteten Uhren des UM aufgeführt, sortiert nach Handaufzug, Automatik und Chronograhen. Es ist nur eine Longines dabei, und zwar die Stundenwinkeluhr von Lindbergh, und die hat kein Datum. Daher vermute ich, dass der gesuchte Longines-Test entweder im Heft 12/96 oder später zu finden ist.
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