Uhren (in diesem Fall von ALS) unter einem anderen Label haben schon haben andere versucht. Siehe GO und Union, sie Rolex und Tudor. Beides waren auf Dauer keine Tragfähigen Produkte/Konzepte. Warum hat GO Union so kastriert? Weil es die eigene Modellpolitik infrage gestellt hat, bzw. Konkurrenz aus dem eigenen Hause geschaffen hat. Tudor? Na, hat´s für ne richtige Rolex nicht gereicht? Sprüche wie diese verebben erst, seit Tudor kein Rolex-Design mehr anwendet.
Zum Thema direkt: mit diesen Überlegungen denke ich, dass dies ALS nicht vorwärts bringen wird. Die Reichen sind auch heute noch reich und scheuen solche Ausgaben nicht. Was wegbricht ist die Mittelschicht, die jetzt mehr sparen müsste, um sich solch einen Traum zu erfüllen.
ZitatWenn Richmont das Heil in sgn. Synergieeffekten sieht (die Controller und BWLer lassen grüßen, ich bin ja formal auch einer ), wird es für Lange eher schwieriger werden. Warum sollte ich dann noch Wert darauf legen eine Uhr aus Glashuette zu kaufen? Was macht diese Uhren dann noch so besonders? Komplikationen und Design bieten auch die anderen "Traditionsmarken".
..." (Travis74)
Da liegt das Problem. Wenn ein Großkonzern mehrere Marken/ Anbieter einer Sparte vereint, ist dies unausweichlich. A macht mehr Gewinn vor Steuern als B. Ergo, bei B muss sich was tun. Oder man läßt B als Abschreibesparte weiter segeln und fährt sie - über kurz oder Lang(e) - vor die Wand.
Heuschreckenmentalität zeigt sich m.E. auch hier. Zu Anbeginn war ALS interessant, weil geschickt ein Markt reaktiviert, aufgebaut und zu einem profitablen Produkt ausgebaut wurde. Jetzt, in Zeiten des engen Marktes gehen die Alleinstellungsmerkmale über Bord. IWC lässt grüßen.
Danke, Nomos!
Gruß Markus
Eine gute Zeit wünscht Euer Longus
P.S.: auch in neuer Aufmachung gilt: wer Rechtsschreibfehler findet, kann sie behalten.
Hallo, ich möchte noch einmal zu diesen Thema Stellung nehmen. Ich habe das dumpfe Gefühl, dass einige meiner Vorschreiber ALS immer noch mit Glorienschein und als Nabel der Welt sehen. Auch ich persönlich empfinde viel Symphatie für diese Marke, obwohl es mir lieber wäre, wenn es sich bei ALS um eine rein deutsche Marke handeln würde. Leider gehört sie zur Richmont-Gruppe und stellt dort neben IWC, Officine Panerai (!) und Jaeger Le Coultre eines der Flaggschiffe dar. Wenn der Richemont-Vorstand über Veränderungen nachdenkt, kann es bei ALS schon einige Zeit nicht mehr zum Besten bestellt sein. Wie Markus sagte, ist der Vorschuß der Markenwiederbelebung aufgebraucht. Aufgrund meiner Erfahrungen werden mindestens 95% der Uhren im Hochpreissegment von Schweizer Firmen geliefert. Stellt man die gefertigten Stückzahlen pro Jahr von ALS und GO den Stückzahlen von PP, IWC, JlC und vor allem Rolex (nehme ich bewußt dazu, weil Rolex sehr populär ist) gegenüber, bestätigt sich dieser Fakt. Bei meinen Tätigkeiten im Nahen und Fernen Osten mußte ich oft erklären, warum ich keine Schweizer Uhr trage, denn nach Meinung der meisten Araber und Asiaten kommen gute Uhren nur aus der Schweiz. Da es im Geschäftsleben auf Dauer keinen Bonus auf Tradition und Marken gibt, wird im Falle von Verlusten gehandelt. Entweder neue Struktur oder Verkauf. Die Rendite im Business muss stimmen, denn sonst könnten die Anteilseigner ihr Geld aufs Sparbuch legen. Es sieht m. E. für die Nobelmarken in Glashütte nicht gut aus. Es bleibt spannend ... Viele Grüße Karsten
Auch für Uhrenbastler gilt: Erfahrung ist die Summe der Misserfolge
Karsten, viel Wahres. In einem Nachbarforum wurde aus "berufenem" Munde auch davon gesprochen, dass schon heute Teile aus der CH kommen und insbesondere die Schwester JLC auch vom Verkauf von Werken lebt. Da gleicher Aufseher bei JLC und ALS kommt das schon hin mit der Synergiestrategie. Auf Dauer sind 500 Mitarbeiter für 5.000 Uhren zu viel.
Und zwischen Verwässern und Umgestalten ist noch ein großer Unterschied. Es wird ja keine 2. union werden. ALS bleibt ALS, aber eben etwas kompatibler.
Wenn Nomos die Zürich Weltzeit anbietet und ALS einige 3 Zeiger in Stahl, dann rückt der Markt eben zusammen!
Kleine Nebenrechnung: a) Personalkosten => 3000 + 40% = 4200 x 12,5 x 500 / 5000 = 5250 / Uhr im Schnitt
b) Overheadkosten (exkl. Produktionsanlagen) 20000 x 12 = 240000 / 5000 = 48 / Uhr
c) Material 40 % von Produktionskosten (5250 + ~ 50 = 5300 x 40 %=) 2120
d) Fertigungsanlagen 9 Mio auf 10 Jahre = 900000 p.a. / 12 = 75000/ 5000 = 15
Summe (a - d): 7435 / Uhr
+ Händlerspanne
==> VK = 15.000,00 € min. ==> kein Gewinn vor Steuern.
Aber: b) , c) und d) ergeben in der summe nicht a) Ergo: Zukauf von Teilen/ ganzen Baugruppen senkt Kosten zu a) auf Kosten der Marke und der Arbeitsplätze. Deshalb hatte ich den Heuschreckenvergleich bemüht.
Schlagt mich wegen der - von mir rein fiktiv angenommenen - Parameter.
Euer Breitling
Eine gute Zeit wünscht Euer Longus
P.S.: auch in neuer Aufmachung gilt: wer Rechtsschreibfehler findet, kann sie behalten.
@Longus04 Hallo Markus, ich stimme mit Deiner Rechnung überein, allerdings mit der Einschränkung, dass aus meiner Sicht die Lohnkosten niedriger anzusetzen sind. Ich setze als allgemein bekannt voraus, dass die Löhne nicht auf dem Niveau von Facharbeitern in den alten Bundesländern liegen. Außerdem dürfte ein Großteil der Produktionsanlagen vom bundesdeutschen Steuerzahler bezahlt worden sein, denn beim Aufbau Ost hat das Land Sachsen den Firmen stark unter die Arme gegriffen. All das soll aber die erbrachte Leistung nicht schmälern. Um bei Lange bessere Aussagen machen zu können, müsste man auch die stückzahlmäßige Verteilung der Uhren kennen, oder aber den Gesamtumsatz. Eine Ergebnisverbesserung ist also möglich, wenn mit demselben Personalbestand mehr Uhren gebaut werden, oder dieselbe Anzahl Uhren mit weniger Mitarbeiter hergestellt werden. Da wohl bisher alle Mitarbeiter beschäftigt waren und nicht Däumchen gedreht haben, geht eine Ergebnisverbesserung nur durch Weglassen oder Änderungen an den Arbeitsinhalten. Ist das in diesem Fall dann noch ein Lange-Werk? Ich bin überzeugt, dass ein Teil der Arbeiten, die heute manuel getätigt werden, auch rationeller durch den Einsatz von vorhandenen Maschinen vorgenommen werden könnte. Auch ALS wird hier umdenken müssen, wenn sie wieder gewinnbringend arbeiten wollen. Insofern sehe ich das Engagement von Herrn Lambert nicht als Katastrophe an. Ich hoffe nur, dass uns ALS noch lange erhalten bleibt. Viele Grüße Karsten
Auch für Uhrenbastler gilt: Erfahrung ist die Summe der Misserfolge
Zitat von kdornUm gegen zu steuern, können preiswertere Uhren die Auslastung sicher stellen. Ich glaube aber, dass ALS diese "Billiguhren" nicht unter ihrem Label verkauft, sondern dass, wie bei den Taschenuhren der Vorzeit, die Zifferblätter anders bedruckt werden, vielleicht nur mit "Lange Glashütte i.S.".
Einige haben angefragt, was ich mit diesen Absatz meine. Hier die Erklärung: Anfang der zwanziger Jahre konzipierte Otto Lange eine preiswerte Gebrauchsuhr. Diese war mit dem "O.L.I.W."-Kaliber (Abk. für Original Lange Internationales Werk) ausgestattet, das bei Lange erstmals maschinell und daher billiger gefertigt werden konnte. Ebenfalls wurden Zukaufteile verbaut. Diese Uhren gingen 1923 in Produktion und waren nach der Inflation recht erfolgreich. Es wurde sogar eine neue Firma, die "Uhrenfabrik OLIW oHG in Glashütte" gegründet, die mehrheitlich zu Lange gehörte. Ich hoffe, dass ich den Sachverhalt ausreichend darlegen konnte. Viele Grüße Karsten
Auch für Uhrenbastler gilt: Erfahrung ist die Summe der Misserfolge
Im Nachbarforum hat ein Lange Sammler mit ALS telefoniert:
1. Eigenständigkeit bleibt 2. eigene Werke bleiben (mal abgesehen vom Großdatum über JLC etc.) 3. Es könnte zum Beispiel mal eine Sportuhr von Lange kommen, Gesicht bleibt immer eine Lange
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