ich bin noch immer hier (aber eher als passiver Leser) und es scheint, dass mich die Uhrenleidenschaft doch gepackt hat. Nach den Posts der letzten Tage und der Einfuerhung der Uhrenmodelle Lux und Lambda war ich doch etwas ueberrascht und moechte folgende Frage ins Forum werfen. Wie rechtfertigt sich diese Preispolitik?
Ich wuerde folgende Annahmen treffen:
- Edelstahl Modelle (Gold, Weissgold, etc.) sind generell hoerer angesiedelt, was nichts mit dem eigentlichen Materialwert zu tun hat. Dadurch wird die Zielgruppe verkleinert und dies macht das Produkt exklusiver. Dies ist ganz klar eine Marketingmassnahme
- Bei kleineren Herstellern (Hentschel, Brandt, etc.) koennen durch die geringe Stueckzahl Exklusivitaet schaffen. Dies trifft natuerlich auch auf limitierte Serien zu.
Nun zurueck zu Nomos und ihrer Preisgestaltung. Nach der Entwicklung eines eigenes Werkes und dem gewonnen Prestige als Manufaktur, scheint die Weiterentwicklung der Marke der naechste logische Schritt zu sein. Dies ueberrascht nicht und macht auch Teil der Faszination von Nomos aus. Nomos bietet Manufakturware zu fairen Preisen an, was fuer die neuen Modelle aber sicherlich nicht mehr der Fall ist.
Hier moechte ich erstmal darauf hinweisen, dass Marken wie JLC and BP Weissgold Modelle im Angebot haben, die zwischen 10 und 15k kosten. Diese Marken haben aber bedeutend mehr Prestige als Nomos. Wie laesst sich dies rechtfertigen? Fuer 20k gibt es auch schon eine Lange in Weissgold. Dann gibt es auch noch GO in Glashuette. Selbst wenn man die Schweizer Konkurrenz ausser Augen laesst, duerfte es nicht einfach sein gegen GO und Lange Marktanteile zu gewinnen. Dies ist fuer mich eine voellig andere Kategorie von Herstellern.
Der einzige Grund fuer diesen hohen Preis koennten Kleinstserien sein, aber dies glaube ich nicht. Nomos stellt generell auch bedeutend mehr Uhren her als z.B. Hentschel oder Brandt, d.h. dieser Bonus kann keine Anwendung finden.
Ich gehe davon aus, dass Nomos gut beraten wurde und dies strategisch durchdacht hat, aber ich kann mir nicht wirklich vorstellen, dass es ein Erfolg wird. Die Lux punktet nicht einmal durch ein besonderes Design, wie z.B. die Lambda (ob gelungen oder nicht mag man in Frage stellen).
Natürlich muss jede Marke auch ein Spitzenmodell haben. Es ist gar nicht so wichtig, dass es oft verkauft wird. Es ist mehr zum Träumen für die Fans gedacht.
Aber die Preise für Goldmodelle sind wirklich in märchenhafte Gefilde abgedriftet. Zum Vergleich: Aktuell bekommt man eine Mido mit Handaufzug und Goldgehäuse für ca. 2,4 K neu (oft noch mit Nachlass günstiger). Das ist meines Wissens derzeit die Untergrenze für Golduhren.
Dann kommen die Zeniths mit Manufakturwerk, die so ab 6 K zu bekommen sind.
Und dann gehts weiter mit 12 K für Chopard mit Manufakturwerk und Automatik (Mikrorotor). Das ist dann schon was richtig Feines.
Bei Patek geht es mittlerweile erst bei 20 K los mit den feinen Golduhren, selbst wenn nur der P215 Handaufzug drin ist.
Gold gibt es bei Rolex meines Wissens aktuell auch erst ab 20 K.
dem kann ich klar zustimmen. Aber haetten 8-10k nicht gereicht? Ich wuerde Nomos als Marke auch nicht unbedingt ueber Zenith ansetzen. Ich denke man ist etwas ueber das Ziel hinausgeschossen und es wirkt etwas realitaetsfern.
Andererseits sprechen wir vom Luxussegment. Preisdiskussionen sind da obselet.
Mein Anliegen war keine allgemeine Preisdiskussion ueber Luxusuhren, sondern vielmehr die Preispolitik von Nomos. Meiner Ansicht setzt sich der Preis, ob letztendlich rational oder nicht, immer noch aus verschiedenen Komponenten zusammen. Dies beinhaltet auch den Prestige der Marke. Nur weil etwas teuer ist, wird es nicht unbedingt gekauft. Gerade im Luxusuhrengeschaeft nehme ich an, dass wohlhabenden Uhren-Laien eher auf Marken fixiert sind. Wer sich mit Uhren beschaeftigt, kennt aber die Alternativen schreckt dann vor ueberhoehten Preisen (fuer eine bestimmte Marke) zurueck. Dies wirft dann wieder die Frage auf, wer solch eine Uhr kauft.
Da beißt sich die Katze in den Schwanz, finde ich. Wie soll Nomos das Prestige einer hochpreiswürdigen Marke aufbauen, wenn sie keine Uhren in dem Bereich anbieten?
Die Preissteigerung wurde ja über Jahre vorsichtig begonnen - der Tangomat war erstmal ungewohnt teuer, aber eben auch das erste Nomos-eigene Automatikwerk. Die Zürich war dann richtig teuer, aber eben auch in einem exquisiten Gehäuse verpackt. Jetzt geht Nomos den nächsten, zugegeben großen, Schritt. Neue Werke, neue Gehäuse in Edelmetall, neue Anmutung der Uhren. Und dazu ein deutlich höherer Preis. Wenn sie damit "durchkommen", sind sie bald aus der Gruppe der "Marken mit guten Uhren zu vernünftigen Preisen" aufgestiegen zu den "Wow, eine xxx, ist die echt? Darf ich mal sehen?".
Ob einem die neuen Modelle nun gefallen oder nicht, die Preispolitik finde ich nachvollziehbar. Warum hätte Nomos ein "Zwischenmodell" in Edelmetall rausbringen sollen, vielleicht für 8 oder 9k? Das hätte ja dann nur eine Gold-Zürich oder etwas vergleichbares sein können. Also ein vorhandenes Werk (nochmal) neu verpackt. Es hätte die Luxusuhren (ich nenn sie jetzt mal so) aber nochmal 2 - 3 Jahre hinausgezögert, bis sich die Uhrengemeinde dran gewöhnt hätte, daß es Nomos nun auch in teuer gibt ("aber mit den alten Werken drin, nix neues, alter Wein in neuen Schläuchen, nörgel, nörgel,.."). Jetzt wird gleich der große Schritt gemacht in Richtung eigener Edelwerke, verpackt in Edelmetall, zum Edelpreis. Für mich ist das nachvollziehbar, und ich wünsche Nomos viel Erfolg damit. (Aber nicht soviel, daß die "alten" Uhren dann einen kräftigen Preisschub bekommen - sind ja schließlich von Nomos, der Edelmarke... )
Ich frage mich, ob wir hier (damit meine ich Uhrenfans, die bereit sind für eine tolle Uhr mit Manufakturkaliber > 2 TEUR auszugeben, aber nach oben doch irgendwo limitiert sind - denke mal die Schmerzgrenze für sehr viel liegt bei 5 - 7 TEUR, bei den meisten aber bei 10 TEUR) überhaupt die Zielgruppe für diese Uhren noch sind? Muss dieses Design überhaupt den "europäischen Uhrengeschmack" treffen, oder ist vielleicht der chinesische viel wichtiger? In der Automobilindustrie werden längst im Luxussegment Designelemente verbaut, die eindeutig auf nicht-euorpäische Geschmäcker abzielen, da einfach die Mehrzahl dieser Autos in China verkauft werden. Natürlich hat NOMOS in China nicht den Ruf und auch nicht die Bekanntheit einer Rolex, AP, JLC etc. aber immerhin macht das "Made in Glashütte" die Marke doch interessant. Um dort in gewissen Kreisen aber als Statussymbol zu gelten, muss natürlich auch der Preis stimmen - also entsprechend hoch sein. Wenn diese Strategie aufgeht, hat NOMOS alles richtig gemacht.
Vielleicht (oder hoffentlich) täusche ich mich aber auch und das neue Werk ist so viel komplexer/komplizierter und aufwändiger in der Fertigung, dass es einfach den hohen Preis rechtfertigt und Experten sagen müssen "Für so ein Werk ist die Uhr aber recht günstig", dann würde es wieder zu der Marke NOMOS passen, die ich bisher kannte bzw. wie ich sie wahrgenommen haben.
Nachdem die ersten Fans dann Ihre 12-15k ausgegeben haben, wird dann sicher ein Basismodell nachgeschoben. Aus Metall und evtl. mit vergoldeter Oberfläche. Das bieten sie dann für 6 oder 7K an und alle werden entzückt über den günstigen Preis sein. Nicht sofort, vielleicht in 1 oder 2 Jahren...
Wir hoffen, dass dir unser Forum gefällt und du dich hier genauso wohlfühlst wie wir.
Wenn du uns bei der Erhaltung des Forums unterstützen möchtest, kannst du mit Hilfe einer kleinen Spende dazu beitragen,
den weiteren Betrieb zu finanzieren.