Hallo, heute möchte ich Euch mal etwas Anderes vorstellen. Ich habe ein neues Thema gewählt, weil es bestimmt in dem Dauerthread "Taschenuhren" untergehen würde. Im Ebay werden zur Zeit Thiel Regular III-Uhrwerke angeboten, die für die Ausrüstung von Wetterballonen vorgesehen waren. Der Verkäufer hat diese Werke irgendwo aufgetrieben und versteigert diese stückweise, oder 100- bzw. 1000-stückweise. Die Werke stammen aus Ruhla und wurden angeblich zwischen 1937 und 1945 hergestellt. Ich habe mir mal ein Werk schicken lassen und es begutachtet. Hier meine Eindrücke: Das Werk hat einige Besonderheiten. Es ist sparsamer ausgestattet, als ein Rohwerk. Es fehlen völlig die zur Zeitanzeige benötigten Komponenten. Des Weiteren fehlt die Aufzugswelle mit dem Gesperr. Der Aufzug des Werkes erfolgt wie bei uralten Taschenuhrwerken über einen Vierkant, der die Aufzugsfeder direkt spannt. Ich habe das Werk aufgezogen und festgestellt, dass der Vierkant vom Ablauf bis zum Vollaufzug nur ca. 1 1/2 Umdrehungen macht. Die Werk läuft gut ab, allerdings nur ca. 4 bis 5 Stunden. Also sehr kurze Feder. Da ich von Hause aus ein neugieriger Mensch bin, habe ich versucht, die Ursache für diese kurze Gangdauer zu ermitteln. Die Demontage des Werkes war problemlos. Das Werk unterscheidet sich in Bezug auf Bauart und Handhabung nicht von anderen Pfeiler-Taschenuhrwerken dieser Zeit. Die Überraschung kam dann für mich beim Zerlegen des Federhauses. Die Aufzugsfeder war sehr kurz und sie war zweilagig, was beim Einziehen mit meinem Federwinder sich schwieriger als üblich gestaltete. Mir ist nicht bekannt, was mit einer solchen doppellagigen Aufzugsfeder bezweckt werden sollte. Fazit: Ich habe danach mal über Wetterballone gegoogelt, bin aber nicht weiter gekommen. Die meist mit Helium gefüllten Ballone aus sehr dünnen Material werden mit allerlei Meßinstrumente bestückt und steigen dann auf. Durch den sinkenden Luftdruck dehnt sich das Ballonmaterial aus und irgendwann platzt dann der Ballon. Wozu allerdings die Ballone mit diesen Uhrwerken ausgerüstet werden, entzieht sich meiner Kenntnis. Welche Funktion hat das Werk? Warum kein Zeigerwerk? Warum eine so kurze Gangdauer? Fragen über Fragen! Vielleicht kann mir jemand hier im Forum weiterhelfen. Das Werk läuft nach der Montage wieder einwandfrei und kommt in eine meiner Sammelboxen. Für ca. 8 Euro hatte ich eine Menge Spaß am Werk. Viele Grüße Karsten
Bilder folgen mit der nächsten Antwort. Ich muss erst einmal testen, wie es mit der neuen Software funktioniert
Auch für Uhrenbastler gilt: Erfahrung ist die Summe der Misserfolge
Freu dich auf jeden neuen Tag. Auch wenn die Chance besteht, dass es ein beschissener Tag wird, oder ein sehr schöner, oder ein ganz normaler. Mit wechselnder Bewölkung und 30 Prozent Regenwahrscheinlichkeit.
Das Bild mit der Info scheint aus dem Museum in Ruhla zu sein. Ich habe zu Hause das Buch zu 150 Jahre Uhrenbau in Ruhla, vielleicht steht da noch was drin.
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ich könnte mir vorstellen, dass mit solchen Werken ein sog. "Barograph" angetrieben wurde. Ich kenne diese mechanischen Teile vom Segelfliegen her. Vielleicht wurde mit diesem Werk die Walze angetrieben auf der die Papieraufschreibung des Luftdrucks bzw. der Höhe aufgezeichnet wurde. Googel mal nach dem Begriff "Barograph".
ich hab mal so ein Gerät gekauft, und glaube ich auch mal im Forum gezeigt, das hat zusätlich noch einen Haken zur Aufhängung von Last, der nach Ablauf der Uhr auslöst.
"Welche Funktion hat das Werk? Warum kein Zeigerwerk? Warum eine so kurze Gangdauer?"
Dieses Werk kann mit einem Ballon aufsteigen und nach 15 oder 20 Minuten (Zeit einstellbar) auslösen und z.B. Last abwerfen. Flugblätter, Lebensmittel, Waffen, etc.
Um also auf gewisse Entfernung in "sicherer" Höhe Transportmaterial mit dem Wind zu transportieren und nach kurzer Dauer abzuwerfen, oder halt wertvolle Teile (Messinstrumente) zum Boden "zu entlassen".
Hallo, vielen Dank für Eure Antworten. @Franz, das Ruhla-Buch habe ich im Museum bestellt. Wenn ich es habe, werde ich mal nachlesen.
Des Weiteren dürfte klar sein, dass im Fall der Wetterballone das Uhrwerk "zweckentfremdet" als Antrieb eingesetzt wurde und daher den ganze Zeigerantrieb nicht benötigte. Ich denke auch, dass durch die Doppelung der Feder die Antriebskraft der Walze verstärkt wurde. Die Gangzeit von 4-5 Stunden dürfte auch ausreichend gewesen sein. Ich habe mich sehr gefreut, dass einige von Euch meinen Beitrag gelesen und geantwortet haben, obwohl das Forum jetzt etwas anders aussieht. Es ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber wir werden damit schon klar kommen. Viele Grüße Karsten
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Zitat von kdorn im Beitrag #8 @Franz, das Ruhla-Buch habe ich im Museum bestellt. Wenn ich es habe, werde ich mal nachlesen.
Ich habe gerade mal im Buch nachgeschaut. Auf der Seite 89 ist das Regulär III Werk beschrieben und auf Seite 90 diese Sonderausführung für den Metographen im Ballon. Da sind auch zwei Bilder des Aufzeichnungsgerätes mit dem integrierten Uhrwerk zu sehen.
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