Hallo, ich hatte gestern im Dauerthraed meine MAN-Diehl gezeigt. Drei Anfragen nach der wenig bekannten Fa. Diehl haben mich nun veranlasst, etwas zum Kennenlernen beizutragen.
Die Fa. Diehl wurde schon im Jahre 1902 in Nürnberg als Kunstgießerei gegründet. Schon vor dem WK I wurde eine Halbzeugfertigung aus Nicht-Eisen-Metallen erstellt (Kunde u.a. Fa. Junghans). In der Zeit um die Weltwirtschaftskrise verlegte man sich auch auf den Bau von feinmechanischen Komponenten und auf Rechenmaschinen. Dieses führte dazu, dass die Fa. Diehl ab Mitte der 30er Jahre vermehrt für die Rüstungsindustrie produzierte. Die damals ins Auge gefasste Uhrenproduktion musste bis nach Kriegsende zurück gestellt werden. Nach dem Krieg wurden große Teile des Werkes als Reparationsleistungen abgebaut. Unter Karl Diehl wurden dann ab 1947 Uhren produziert, zuerst Wecker und Küchenuhren, später dann Armbanduhren mit den eigenen Kalibern 157 und 620. Da die Fa. MAN ebenfalls in Nürnberg ansässig war, erhieht Diehl den Auftrag zur Herstellung einer MAN-Uhr. Wenn sich ein Freund von mir richtig erinnert, bekam der Fahrer, der den LKW abholte, diese Uhr als Geschenk dazu. Diehl verbaute zuerst das FE 140 und später das Cal. 620. Da Karl Diehl aber sein Hauptgeschäft in der wiedererstandenen Rüstungsindustrie sah (Wiederbewaffnung), kaufte er seit 1953 heimlich, still und leise, jede frei erhältliche Junghans-Aktie, sowohl von Kleinanlegern als auch von der Banken, denen die risikoempfindliche Firma Junghans im Magen lag. Junghans war in Deutschland führend im Bau mechanischer Zünder für Bomben. Im November 1956 war es dann soweit, Karl Diehl hatte mit 56% die Aktienmehrheit und verkündete auf der Gesellschafterversammlung die feindliche Übernahme. Die Junghans-Familie war entsetzt, Karl Diehl ließ es aber weitsichtig angehen. Er übernahm zwar den Junghans-Rüstungsbereich, unterstützte aber auch die Uhrenfertigung. Die Neuentwicklungen, insbesondere die der Armband-Funkuhr und die Solartechnologie wären ohne die Diehl-Finanzspritzen nicht möglich gewesen. Nach der Übernahme von Junghans stattete Diehl seine Uhren mit Junghans-Werken aus. Etwa 1960 beendete Diehl seine eigenen Uhren-Aktivitäten und verlagerte alles zu Junghans nach Schramberg. Dieses Kapitel endete im Jahre 2000 als Diehl die Uhrenfabrik an die Egana-Holding verkaufte.
Hier noch einige Bilder von Diehl-Armbanduhren:
Dies war eine kurze Zusammenfassung über die Aktivitäten des Karl Diehl, der einhundert Jahre alt wurde.
Viele Grüße Karsten
Auch für Uhrenbastler gilt: Erfahrung ist die Summe der Misserfolge
Besten Dank, Karsten. Schön auch immer, mal andere Uhrwerke zu sehen. Die Vielfalt ist doch größer als man gemeinhin vermuten mag. Mach mal hier weiter fein den Historiker. Vielleicht gibt's dann mal "Gesammelte Werke" aus Deiner Feder
Freu dich auf jeden neuen Tag. Auch wenn die Chance besteht, dass es ein beschissener Tag wird, oder ein sehr schöner, oder ein ganz normaler. Mit wechselnder Bewölkung und 30 Prozent Regenwahrscheinlichkeit.
Danke, Karsten, für die interessanten Infos! - Ich hatte in meiner Kindheit mal einen Wecker von Diehl, daher war mir der Name bekannt - aber das ist schon sehr lange her!
Sehr interessante Historie. Die Verbindung zu Junghans war mir bisher gar nicht so bewusst. Dass Diehl-Uhren oftmals den MAN-Bezug haben, hatte ich schon mehrfach bemerkt. Schön, jetzt diese Aspekte im rechten Zusammenhang zu kennen.
Danke für deine Informationen hierzu, Karsten.
Markus
Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich. (Afrikanisches Sprichwort)
Vielen Dank Karsten für die Infos. Meine Frau trägt manchmal noch eine Diehl aus den 70ern. Ich glaube mich erinnern zu können, dass es diese Uhr auch von Junghans gab. IMG_0336.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
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