hier ein Beitrag zum Thema Uhren aus meiner aktuellen Wahlheimat Indien.
Seit den 60er Jahren produziert die indische Firma "Hindustan Machine Tools" oder kurz "hmt" (http://www.hmti.com) mechanische Armbanduhren (http://www.hmti.com/html/Watches...hesHome.asp). Ob die Produktion bis heute anhält oder heute nur noch ausschließlich Quarzuhren hergestellt werden, kann ich nicht mit Gewissheit sagen. Die geringe und stetig nachlassende Verfügbarkeit der mechanischen Uhren in Geschäften lässt jedoch darauf schließen, daß die mechanischen Uhren (manueller, als auch automatischer Aufzug) nur noch abverkauft werden.
Da die Uhrenproduktion damals mit Hilfe von Citizen aufgebaut wurde, werden die Werke entweder den damaligen Citizen Werken entsprechen, oder diesen zumindest sehr ähnlich sein. Genaue Bezeichnungen der Werke kenne ich leider nicht, habe weiter unten jedoch ein paar Bilder bereitgestellt.
Allen Modellen ist gemein, daß das Design vorwiegend ebenfalls den 60er und 70er Jahren entstammt. Modernere Modelle entsprechen selten dem westlichen Geschmack. Außerdem sind die Uhren, zumindest vom äußeren Finish her, von "schlichter" Qualität und die Mitarbeiter an der Endkontrolle scheinen des öfteren lieber einen Tee zu trinken, als sich einer ernsthaften Qualitätskontrolle zu widmen.
Nichtsdestotrotz, oder vielleicht gerade deshalb, strahlen die Uhren einen gewissen Charme aus. Besonders Liebhaber des etwas älteren Designs kommen durch eine "hmt" zu einer authentischen "NOS" Uhr vergangener Zeiten.
Die Preise für die verschiedenen Modelle variieren von etwa Rs. 585/- bis etwa Rs. 1450/-. "Rs" steht für die indische Rupie, deren Wechselkurs in den letzten Jahren zwischen 50 und 60 Rs/Euro schwankt (aktueller Kurs). Somit kosten die Uhren etwa 10,- bis 25,- Euro. Also ein Preis, der weder durch eine Seiko 5 noch eine Quarz Swatch geschlagen wird. Die preiswertesten Uhren sind die Handaufzugmodelle in Stahl, die teuersten die Automatikmodelle in vergoldeten Gehäusen.
Wer Indien besucht und eine "hmt" kaufen möchte, sollte nicht versuchen diese in den modernen Einkaufscentern zu finden. Dort werden ausschließlich Quarzuhren oder importierte Luxusuhren verkauft. Für den Kauf einer mechanischen "hmt" muss man sich in die authentisch indischen Einkaufsgegenden begeben, die der gemeine Tourist jedoch (unbegründet) aus verschiedensten Gründen häufig meidet.
Hier nun ein paar Bilder:
Die klassische Fliegeruhr "Pilot"
Hier das Automatikmodell "Rajat" (Sanskrit für "Silber", die Uhr ist jedoch aus Stahl)
Wenn Du tot bist, dann weißt Du nicht, dass Du tot bist - es ist nur schwer für die anderen. Genauso ist es, wenn Du dumm bist.
Hallo jmbaudach, viele Grüße nach Indien. Bei meinem letzten Besuch in Chennai habe ich eine hmt-SONA für 25 USD erstanden. Handaufzugswerk und vergoldetes ZB und Gehäuse. Ich wollte sie nur zum Auseinandernehmen haben und mit dem Werk ein wenig herumspielen. Leider hat ein Familienmitglied die Uhr gleich abgestaub und trägt sie noch heute. Lediglich das Band war nach einigen Wochen zu wechseln, weil es qualitativ nicht unseren Maßstäben entsprach. Entweder beherrschen die hmt-Leute ihre Fertigung oder der Qualitätsmensch war zufällig am Platz und hat die Uhr überprüft. Sie geht ca. 20 Sekunden pro Tag vor, d.h. sie wird beim Aufziehen von Zeit zu Zeit korrigiert. Damit kann man leben. Beim Werk handelt es sich um einen Citizen-Miyota-Ableger, der wohl nach Beendigung eines Joint-Ventures weitergebaut werden darf. Auf der Internetseite von hmt finde ich keine Angaben, ob die Fertigung mechanischer Werke eingestellt wird. Ich vermute aber, dass diese weiter produziert werden. Ich bin in Indien etwas herumgekommen und es gibt genügend Plätze, wo keine Knopfzellen zu erhalten sind, bzw. nur schlechte Qualität zu hohem Preisen. Ich denke, dass sich die NOS-Artikel, wie Ambrassador-Autos und hmt-Uhren noch lange halten werden, auch wenn Indiens industrielle Entwicklung atemberaubend ist. Es wäre für mich von Interesse, wenn Du Deine Meinung zu meinem Artikel kundtun würdest. Karsten
Auch für Uhrenbastler gilt: Erfahrung ist die Summe der Misserfolge
natürlich kann man auch eine hmt erwischen, die mehr oder minder in Ordnung ist. Nur ist die Wahrscheinlichkeit recht gering. Mit westlichen Qualitätsmaßstäben sollte man aber eh nicht an die Sache rangehen. Wie auch bei den Preisen?! Ich habe hier eine Pilot, die definitiv nicht entgratet wurde. An der Gehäuseunterseite kann man sich richtiggehend schneiden. Das kann man natürlich nacharbeiten, aber in Deutschland wäre die Uhr sicher nicht über den Tresen gegangen.
Zwar wäre es wünschenswert, wenn die alten Produkte überlebten, aber ich befürchte, sie werden es nicht. Zu verlockend ist der Glanz des Neuen, und zu "old school" die hmt, die der Großvater schon besaß. Die Jugend möchte schicke, bunte und funkelnde Uhren, wie sie sie im Fernsehen und im Kino sehen. Auch die indischen Magazine sind natürlich voll von Werbung sogenannter Lifestyleprodukte. Die neueste Werbung für eine Uhrenmarke hat den Slogan "How many do you have?".
Daß eine mechanische Uhr keine Batterien braucht und deswegen insbesondere in ländlichen Gegenden sinnvoller wäre, zählt da nicht. Außerdem bekommt man Uhrenbatterien wahrscheinlich doch sogar im kleinsten Kaff. Die Kosten für die Batterien sind auch gering. Eine Maxxell CR2032 gibt es für etwa 50 Euro-Cent. Die kleineren, in den billigen Quarzuhren öfter anzutreffenden Batterien sind noch billiger.
Ich habe heute in Bangalore, auf der Brigaderoad, ein paar Fotos zum Thema Uhrenkauf und Service geschossen. Man beachte, daß die Vitrine des Uhrenservice voller Armbänder und Batterien ist. Ob dieser "Uhrmacher" tatsächlich eine mechanische Uhr fachgerecht warten könnte, steht zu bezweifeln. Die Uhren im Kiosk, bzw. der fliegenden Händler, kosten auch nur etwa die Hälfte einer mechanischen hmt. Für 200 - 300 Rs. bekommt man eine "schön" gefälschte Swatch, DKNY oder Tomy Hilfiger. Und das ist in der jungen Generation eben deutlich cooler als Opas hmt.
Und genauso verhält es sich mit dem Ambassador und anderen, (nicht nur) für Indien, eigentlich ganz sinnvollen Produkten.
Viele Grüße, Jan-Moritz
Und hier die Bilder:
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Hallo Jan-Moritz, da hast Du aber düsenschnell geantwortet. Vielen Dank. Es stimmt schon, dass sich die Jugend die neuen bunten Quarzis an den Arm hängt. Es gibt aber genügend Ältere, die einfach Angst vor der neuen Technik haben. Warum also nicht ein friedliches Nebeneinander? Übrigens vielen Dank für die Bilder. Aber die kenne ich schon aus Manila und aus Saudi-Arabien. Lediglich zeigen sie andere Gesichter. Karsten
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Freu dich auf jeden neuen Tag. Auch wenn die Chance besteht, dass es ein beschissener Tag wird, oder ein sehr schöner, oder ein ganz normaler. Mit wechselnder Bewölkung und 30 Prozent Regenwahrscheinlichkeit.
Bei der Großdarstellung der "Pilot" erkennt man schon sehr schön die Qualität. Die Leuchtfarbe habe nicht ich, etwa mit einem Q-Tip aufgebracht , sondern sie kam so aus der Fabrik... Und das an den Hörnern ruinierte Band ist den scharfen Kanten zuzuschreiben. Kann man aber, wie gesagt, problemlos nacharbeiten.
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Ich habe die Uhren bisher im direkten Verkauf, über Juweliere und über ebay verkauft. Bisher läuft es nicht schlecht. Bin bisher noch nicht dazu gekommen die Seite aufzubauen, aber im Laufe der nächsten Wochen werde ich mich daran machen. Ich bin auch mit HMT wegen den Janata und Janata Deluxe Modellen in Kontakt.
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Zitat von sport beta@ jmbaudach: auch von mir große Bewunderung Deiner Bilder Einzig: die Bilder der hmt Uhren kriege ich nicht geöffnet . Gruß Ulrich
Naja, nun mal halb lang! Das waren keine besonderen Bilder, sondern lediglich indische Momentaufnahmen. Leider sind die bei imageshack gehosteten Bilder nicht mehr alle zugreifbar :-(
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