Heute möchte ich Euch Uhrenschrott in Bildern vorstellen!
Zuerst aber die Geschichte: Der Großvater der Freundin meiner Tochter stammt aus dem Vogtland. Kurz vor Kriegsende musste er mit seiner Familie fliehen, hat zuvor aber eine Holzkiste mit Gegenständen, die ihm nicht wichtig waren in seinem Garten vergraben. Er rechnete damals mit einer baldigen Heimkehr. Leider hat es mit der Heimkehr ca. 40 Jahre gedauert, und auch nur zu Besuch. Im Garten seines ehemaligen Hauses konnte er die Vergrabungsstelle lokalisieren und die Kiste bergen. Es war so ziemlich alles verrottet. Er fand aber noch die Taschenuhr seines Großvaters – und die landete nun über seine Enkelin auf meinem Tisch. Nach Schmeltzer dürfte die Uhr Mitte der 30er Jahre hergestellt worden sein.
Es handelt sich um eine Uhr des französischen Herstellers STREMBEL. Das Zifferblatt ist mit Chronométre STREMBEL unter der 12 beschriftet. Beim Uhrwerk handelt es sich um ein 18 ½ – Linien Ankerwerk das mit den Buchstaben HP gepunzt ist. In meiner umfangreichen Literatur konnte ich als Kaliber-Hersteller die Firma Hippolyte Parrenin an der französich-schweizer Grenze ermitteln. Ob Parrenin nun das Werk selbst hergestellt hat, oder ob er aus einem zugekauften Rohwerk das Werk herstellte, konnte ich nicht ermitteln. Aufgrund des Designs tippe ich aber als Basis auf ein Rohwerk in Richtung Record, Recta oder Revue. Das Werk ist nicht mehr zu retten, da alle Stahlteile vom Rost zerfressen sind. Die Krone ist im Gehäuse festgefressen. Ich habe noch ein passendes Werk in meinem Stock, aber die Eigentümerin der Uhr will sie so als Andenken belassen. Das Gehäuse ist aus METAL mit einer Goldbeschichtung von 10 Mikron. Das Glas fehlt und das Scharnier des Springdeckels ist zerbrochen. Das Zifferblatt ist angerostet und der Lack weist kleine Bläschen auf. Passende Zeiger sind nicht mehr vorhanden.
Viele Grüße Karsten |addpics|pi-9-c3d9.jpeg-invaddpicsinvv,pi-a-8f43.jpeg-invaddpicsinvv,pi-b-fd54.jpeg-invaddpicsinvv,pi-8-d012.jpeg-invaddpicsinvv|/addpics|
Auch für Uhrenbastler gilt: Erfahrung ist die Summe der Misserfolge
Die Uhr atmet Geschichte, in dem Sinne finde ich sie echt wunderschön.
Danke für die interessante und spannende Story. Waren Haus und Garten noch in Familienbesitz oder hat der Grossvater um Genehmigung bei den heutigen Besitzern fragen müssen?
Spannende Geschichte. Ich verstehe die Entscheidung der Enkelin sehr gut - genau so stellt die Uhr die Geschichte dazu dar. Auch finde ich technisch sehr interessant, auf welche Art die Uhr so gammelt. Danke für's Erzählen, Karsten.
Schöne Grüße Hendrik ------------------------------------------------- Was ich anfange, das bringe ich auch zu
@Wouter van Willigen Ich kann Deine Frage nicht beantworten, denke aber, dass das Haus mit Garten an andere Eigentümer übergegangen ist. Es liegen ca. 40 Jahre dazwischen. Ich werde die Uhr mit entsprechenden Bildern demnächst an die Enkelin zurückgeben und hoffe noch auf einige weitere Informationen. Annähernd die Selbe Uhr ist bei delcampe.net am 4.8.2015 zum Preis von 30 Euro verkauft worden. Sie hatte dort ca. 15 Monate zum Verkauf gestanden - also ein nicht allzu sehr gefragtes Objekt. Viele Grüße Karsten
Auch für Uhrenbastler gilt: Erfahrung ist die Summe der Misserfolge
Da musste ich aber ganz schön schlucken, lieber Karsten. Bei Ansicht der Bilder ist es mir richtig übel geworden. Verdammt, was so ein bischen Wasser anrichten kann. Die arme Uhr. Hoffentlich trägt Dein Bericht dazu bei, dass wir mit unseren Schätzchen sorgfältiger umgehen. Vor allem unsere "Wasserratten", egal ob im Meer oder im Pool.
Dennoch eine erstaunliche Sache, dass ein "Heben" der vergrabenen Gegenstände nach 40 Jahren noch gelungen ist. Und obwohl sie so lange in der Erde vergraben war und schlussendlich nicht mehr gangbar zu machen ist, finde ich, dass sie in der Gesamtbetrachtung die Jahre noch recht gut überdauert hat.
Eine interessante Geschichte und vollkommen nachvollziehbar, dass die Enkelin die Uhr in ihrem jetzigen Zustand behalten möchte.
Markus
Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich. (Afrikanisches Sprichwort)
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