Hallo Fachleute und Kenner

Unsere DIS 10 Tangente aus dem Jahr 2010 macht uns sorgen. Im letzten Mai (2016) bliebt sie einfach stehen. Der Juwelier diagnostizierte leichten Feuchtigkeitseinbruch (leichter Anflug von "Rost an einem Zahnrad") und empfahl eine Revision, die wir auch beauftragten.
Aus meiner Sicht (Aussenansicht) war die Arbeit korrekt ausgeführt. Gehäuse sah wieder wie neu aus der Gang war gut.

Nun blieb sie im Mai wieder stehen und ich stellte fest, dass der Sekundenzeiger sich gelöst hatte und sich mit dem Minutenzeiger verklemmt hatte.
Mist, dachte ich und brachte die Uhr wieder zum Juwelier, der fragte ob die Uhr heruntergefallen oder einen harten Soß erhalten habe. Ich verneinte, worauf er die Uhr intensiv von außen mittels Lupe untersuchte und sie dann auch auf "Kulanz" raparieren wollte. Gestern erhielt ich einen Anruf von ihm und erfuhr folgende Diagnose:

Zifferblatt defekt, 2 Füßchen seien abgebrochen, wahrscheinlich durch einen starken Stoß ausgelöst.
Kosten: Zifferblatt durch ein neues ersetzen 500,- €, oder Füßchen durch einen Spezialisten anlöten lassen 200,- €

Meine Fragen hierzu

Kann ich von außen diese Füßchen überhaupt abbrechen?
Gibt es alternative Instandsetzungsmethoden?
Sind die angebotenen Kosten akzeptabell?
Habt ihr weitere Ideen Vorschläge zur Lösung?

Vielen Dank

Hallo Uli,

tut mir leid, dass die DIS beschädigt ist und nicht mehr richtig läuft.

Deine Fragen kann ich komplett NICHT benatworten (ist ja auch mal was). :-)

Jedoch zu den Kosten: @ente hatte einmal ein neues ZB von einer Super 30 benötigt und wohl ähnlich viel bezahlen dürfen (direkt Nomos). Dein ZB ist möglicherweise auch nicht mehr am Nomos-Lager da es die Uhr nur 30 bzw. 100 Mal gibt. Man könnte zur Ersparnis auf ein einfaches wechseln, dann ist die Uhr aber eben nichts mehr besonderes.

Der Forumsfummler ist wohl Karsten @kdorn, der Dir evtl. zu den technischen Möglichkeiten nähere Infos geben kann.

Aus eigener Erfahrung bei einer Ahoi (alter 1-1,5 Jahre) kostet ein Kronentausch nebst Gehäuseaufbereitung rund 300 Euro bei Nomos direkt.

Viel Erfolg und gute Genesung für die Uhr

Gerrit

P. S. Wert der Uhr ist auf jeden Fall höher als die veranschlagten bzw. genannten Kosten

Hallo Uli,
eine ordnungsgemäße Zifferblattreparatur bzw. -ersatz ist immer mit erheblichen Kosten verbunden.
Ich persönlich habe so etwas noch nie durchführen lassen. Anstelle dessen habe ich das Zifferblatt verklebt. Der Furniturenhandel bietet beidseitig klebende Zifferblattpunkte mit ca. 3mm Durchmesser an. Diese werden auf nicht bewegliche Teile der Platine geklebt und dann wird das Zifferblatt aufgesetzt. Bei meinen ersten Reparaturversuchen musste ich etwas zirkeln, man bekommt es aber hin. Dein Hausuhrmacher wird diese Methode mit Sicherheit kennen. Arbeitsaufwand ca. eine Stunde. Dies sollte zu bezahlen sein. Problem ist allerdings bei dieser Methode das Entfernen des Blattes bei einer Revision. Ich habe immer die Schrauben, die das ZB halten, entfernt. Dann weiß der Uhrmacher, dass das ZB verklebt ist.
Bei einer Totalrevision kannst Du Dir dann einen Kostenvoranschlag machen lassen, indem der Ersatz des Blattes berücksichtigt wird.
Selbstverständlich hat die beschriebene Methode nur dann Sinn, wenn die Sichtseite des ZB unbeschädigt ist.
Viele Grüße
Karsten

Tschuldige, aber wozu benutzt Ihr denn Eure DIS ?
Also die "Füßchen" (das sind 2 hart angelötete Stifte von etwa 2,5 bis 4 mm Länge) gehen auch durch einen massiven Schlag aufs Gehäuse nicht flöten.
Es sei denn, das Blatt hat mehr als 1mm Spiel in beide Richtungen und wird dermaßen beschleunigt, daß die Kraft auf beide Stifte mind. 5 kp beträgt.
Einen solchen Schlag übersteht das Gehäuse nicht unbeschadet und der Uhnruhreif müsste zusammengefaltet unter der Platine klemmen. (Bei wieviel kp fliegt die Unruh aus der Stoßsicherung ?)
Aber ich bin weder Uhrmacher noch der "Konzi deines Vertrauens" und es soll verrückte Dinge geben.
Zum Preis. Der ist natürlich reine Willkür. Wie bei jeder Versicherung der Beitrag. Zum Vergleich:
Richemont wollte für eine Revi dieser Uhr 600,- Eus haben.

Dabei sollte das Blatt (nicht mehr tiefschwarz, die Leuchtpunkte nach 20 Jahren vergilbt und blass) 160,- Eus kosten, incl. Zeigersatz.

Anlöten lassen: ok. Wenn das einer kann. Dann ist es aber totsicher nur Weichlot/Zinnlot. Die Temperatur beim Hartlöten würde das Blatt (optisch) nicht überstehen.
Alternativen : ja, wie von Karsten beschrieben. Aber ja nicht wieder lösen müssen. Da kann einer seine Gesellenprüfung dran machen.

So, jetzt weißt du ganz genau, was zu tun ist. Stimmts ?
Wass willst du denn machen ? Reich die Kohle rüber und stell wenig Fragen. Dann muß der Konzu nicht stottern und ihr habt wieder ne feine DIS.
Gutes Gelingen ! (Kannst ja mal berichten.)

Hallo Theo,
Du hast recht mit Deiner Ansicht, dass das Abnehmen eines geklebten Zifferblattes nicht ganz unproblematisch ist. Wenn ich aber weiß, dass es verklebt ist, bekomme ich es doch runter, ohne das es beschädigt wird.
Deine Einschätzung über das Abbrechen der Zifferblattfüße teile ich, zumal der Zifferblattdurchmesser kleiner als der Werkhalteringdurchmesser ist. Der größere Werkhaltering würde den Aufprall aufnehmen.
Mal sehen, wie es weiter geht.
Viele Grüße
Karsten

Hallo Uli,
heute Nacht noch eingefallen:
Es gibt auch noch Zifferblattfüsse zum Ankleben. Habe sogar noch welche da (mit 2-K-Kleber).
Hat sogar funktioniert, allerdings fehlte beim Blatt nur ein Füsschen.
Viele Grüße
Karsten

@kdorn : moin Karsten, ich denke auch, daß die Kleberei keine so schlechte Lösung ist. Vermutlich ist das Blatt damit ausreichend fixiert. Gibt es Erfahrungen wie viele Uhrenleben der Kleber hält ?
@ULI : also Uli, auf nach Elchingen. Der Karsten bringt das in Ordnung. Und du machst von der gesparten Kohle inzwischen ne Sightseeing in Ulm.

@Theo
Hallo, ich habe vor ca. 2 Jahren das Zifferblatt eines Laco-Chronographen auf diese Weise wieder repariert. Es handelte sich um ein 7750er. Bislang hält es. Ich sehe meinen Bekannten, dem die Uhr gehört regelmäßig und er trägt sie immer im Wechsel mit einer Junghans. Wenn er irgendwelche Auffälligkeiten registriert hätte, hätte er mir Bescheid gesagt. Er weiß Bescheid, dass mir das Füsschen bei der Reparatur abgebrochen war. Die Zifferblatthalter mit den Federhebeln, wie sie oft angewendet werden, sind manchmal kaum zu lösen. Dabei habe ich vielleicht zu viel Kraft aufgewendet und das Füsschen brach ab. Der zweite Zifferblatthalter ließ sich relativ leicht lösen. Bei den Nomos-Werken haben wir dieses Problem nicht.
Viele Grüße
Karsten

Vielen Dank für die vielen sachdienlichen Hinweise.

Nachher werde ich, ausgerüstet mit dem neuen Wissen, mit dem Uhrmacher reden. Mal sehen ob er mich überzeugen kann...

Der Uhrmachermeister hat auf mich einen sehr seriösen und kompetenten Eindruck gemacht.
Er hat nicht versucht die Lünette zu öffnen sondern ist über den Boden gegangen. Nach Entnahme des Werks samt Zifferblatt hat er eben festgestellt. dass die Füßchen gebrochen sind. Zudem ist wohl auch die Achse des Sekundenzeigers verbogen. Das erkennt er an den Laufeigenschaften bei seiner Messung. Ansonsten ist das Blatt OK.
Ein oder auch mehrere starke Stöße könnten die Ursache sein. Das Zifferblatt hinge ja nur an 2 dünnen Beinchen.

Langer Rede kurzer Sinn, das Zifferblatt macht sich auf den Weg nach Bamberg wo ein Spezialist unter dem Mikroskop und mit Lasertechnik wieder Füßchen korrekt und stabil anbringt. Während dessn werden das Gehäuse und Werk gereinigt und ein neues Sekundenrad eingesetzt. In ca. 3 Wochen wird dann das reparierte Blatt wieder eingesetzt, die Uhr zusammengebaut und eingeregelt.

Dann erhalte ich einen Anruf, bezahle 200 und hole erfreut eine tolle und funktionierende Uhr wieder ab