Hallo, heute mal wieder ein Bericht über meine Rentneraktivitäten. Mein Freund, der mir auch schon die hier im Forum vorgestellte Witt-Weiden-Taschenuhr geschenkt hat, brachte zum ersten Advent einen vergammelten Karton mit vier Uhren im Holzgehäuse mit. Beim Abbruch eines Bauernhauses nahe der österreichischen Grenze ist ihm dieser begegnet. Er gab mir im Scherz den Rat, die Uhren anzuschauen und dann zu verbrennen. Da ich meinen Ofen nur im Notfall anwerfe, nahm ich mir die Uhren vor. Für mich völliges Neuland. Uhren im Holzgehäuse, dreckig und stinkend, wohl nicht mein Fall. Aber die Neugierde hat gesiegt, zumal eine Uhr von einem Betrieb aus Karlstein, dem österreichischen Glashütte, war. Nach groben Abfegen des Schmutzes stellte sich dann die Frage, wie komme ich überhaupt an das Innenleben heran? Nach mehreren Versuchen den Holzrahmen zu öffnen, stellte ich dann fest, dass sich auf der Rückseite zwei Leisten befanden, die durch nagelähnliche Teile fixiert waren. Ich zog also einen Nagel hinaus und konnte dann die Leiste wegklappen. Nun konnte ich die Räder herausnehmen und reinigen. Zuerst die Gangseite und danach die Schlagseite. Der Zusammenbau war recht zeitintensiv, ich habe die Uhr wieder zusammenbekommen. Leider fehlen das Zifferblatt und die Zeiger. Ich habe sie aufgehängt, aber die Uhr läuft nur ca. 5 - 8 Minuten. Irgendetwas verklemmt sich im Werk. Wenn ich das Hemmungsrad etwas drehe, läuft sie wieder. Ich werde mit Sicherheit auch die anderen Uhren anschauen, vielleicht bringe ich eine dauerhaft zum Laufen. Da ja bei drei Uhren die Zifferblätter, Zeiger, Ketten und Gewichte fehlen, werde ich sie zur Übung mal revidieren und dann wohl verbrennen. Jeder investierte Euro ist bei diesen Billiguhren ein Euro zuviel. Und hier noch ein paar Bilder:
Zuerst ein Foto der drei noch nicht behandelten Uhren:
Bild der Rückseite. Die zwei Leisten in der Bildmitte können herausgenommen werden. Vorher ist der nagelähnliche Stahldraht (unten in der Bodenplatte) herauszunehmen. Oben sind die Leisten in einer Nut fixiert.
@Theo Deine Fragen kann ich nicht beantworten, weil diese Uhren für mich Neuland sind. Julius Hanke schreibt in seinem Buch „Die Uhrmacherlehre“ einiges über die sogenannten Schottenuhren (Gestellgröße 10 x 12 cm) beschränkt sich aber darauf, dass das Alter wesentlich von der Umgebung beeinflußt wird (Dreck, Feuchtigkeit). Uhren dieser Art hingen oftmals in Betrieben und erfuhren keine Wartung. Wenn die Uhr nicht mehr ihren Zweck erfüllte, wurde sie einfach ausgetauscht. Von einer Reparatur wird abgeraten, weil die Werke so billig waren, dass an liebgewonnene Zifferblätter einfach ein anderes Werk angeflanscht werden konnte. Dies war billiger als eine Reparatur. Seine Reparaturbeschreibung richtet sich vorwiegend an die Lehrlinge im ersten Lehrjahr und an Autodidakten wie mich. Viele Grüße Karsten
Auch für Uhrenbastler gilt: Erfahrung ist die Summe der Misserfolge
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