Hallo, zur Ergänzung der vorstehenden Antwort noch ein Satz von der Nomos-Website:
Seit NOMOS Glashütte in der Lage ist, Uhrwerke selbst zu konstruieren und die Brücken und Platinen dafür in den eigenen Ateliers zu fertigen, gehen die Uhrmacher bei NOMOS nun neue Aufgaben an: die fundamentalen Elemente wie Hemmung und Räderwerk. Dafür hat NOMOS nun auch Forschungszuschüsse erhalten.
Viele Grüße Karsten
Auch für Uhrenbastler gilt: Erfahrung ist die Summe der Misserfolge
Hallo, ich habe gestern Abend noch in meinem umfangreichen Archiv gesucht und bin dabei auf den englischen Ankergang gestoßen. Dabei handelt es sich um eine sogenannte Hemmung mit freiem Ankergang. Optisch ist diese Hemmungen der zum Patent angemeldeten neuen Nomos-Hemmung sehr ähnlich, jedoch hat Nomos die Begrenzungsstifte extrem nach außen verlegt. Zum besseren Verständnis will ich noch darauf hinweisen, dass das Bild in der Offenlegungsschrift von der Zifferblattseite aus gezeichnet ist. Die Unruhfeder und der Kloben wurden weggelassen, um den Betrachter nicht vollends zu verwirren. Viele Grüße Karsten
Auch für Uhrenbastler gilt: Erfahrung ist die Summe der Misserfolge
Danke Karsten! Mit dem Stichwort "englische Ankerhemmung" bin ich weitergekommen... Du hast recht, da ist der Anker sehr ähnlich. In einem meiner Bücher wird als Hauptmerkmal dieser Hemmung beschrieben, daß das Ankerrad spitze Zähne hat. Das ist bei der Nomos-Hemmung nicht der Fall. Sieht aus, als hätten unsere Glashütter da verschiedene Welten zusammengeführt, den englischen Anker mit dem Schweizer/Glashütter Ankerrad und passenden Steinen. Auf das Ergebnis bin ich gespannt.
Ich habe die bisherigen Beiträge mit Interesse verfolgt. Da meine Kenntnisse auf dem Gebiet der Uhrentechnik jedoch eher rudimentärer Art sind, nehme ich das Gesagte auf, kann es aber nicht recht bewerten.
Nach den geschilderten Details der Nomos-Hemmung stellt sich mir die Frage, worin genau der Vorzug/Vorteil dieser Hemmung gegenüber der bisherigen liegt. Ist mit dieser Hemmung eine größere Ganggenauigkeit zu erwarten?
Können die Fachleute des Forums aus den bisherigen Erkenntnissen dazu etwas sagen?
Markus
Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich. (Afrikanisches Sprichwort)
Hallo, Ihr beide Markus, Nomos verbaut bis heute bei den Handaufzugsuhren ein aufgepepptes Peseux 7001, Nomos möge mir diese Anmerkung verzeihen. Das Peseux 7000, also der Vorgänger des 7001, hatte eine Schlagfrequenz von 18.000 A/h, das 7001 schlägt mit 21.600 A/h. Moderne Werke schlagen heute mit 28.800 A/h oder sogar mit 36.000 A/h. Höhere Schlagzahlen haben den Vorteil, dass der Zeigerantrieb bei Beeinflussung von außen nicht so schnell aus den Takt kommt. Die sogenannte Gangstabilität verbessert sich bei höheren Schlagzahlen. Um bei den vorhandenen Nomos-Werken unter Beibehaltung der übrigen Komponenten die Schlagzahl zu erhöhen, muß die Anzahl der Zähne des Ankerrades auf 20 Zähne erhöht werden. Bei 21.600 A/h und 15 Ankerradzähnen dreht sich das Ankerrad um 360°. Bei einer Frequenz von 28.800 A/h und 20 Ankerradzähne haben wir dasselbe Ergebnis, also ebenfalls 360°. Daher ist es für mich klar, dass das neue Nomos-Werk mit dieser neuen Hemmung 28.800 A/h hat. Inwieweit sich ein Ankerrad mit 20 Zähne am jetzigen Ort unterbringen ließe, entzieht sich meiner Kenntnis. Das CAD-System bei Nomos wird diese Frage beantwortet haben. Zudem ist Nomos in Uhrenkreisen bekannt dafür, neue Lösungen zu suchen und in das Produkt einfließen zu lassen. Nach der Datums- und Gangreserveanzeige und den Wempe-Werken stellt Nomos einmal mehr unter Beweis, dass sie technisch im Kreis der etablierten Uhrenmanufakturen angekommen sind. Ich bin mir sicher, dass die zum Patent angemeldete Hemmung die ihr zugedachte Funktion voll und ganz erfüllt - sonst wäre es nicht Nomos. Viele Grüße Karsten
Auch für Uhrenbastler gilt: Erfahrung ist die Summe der Misserfolge
Deine Ausführungen sind sehr interessant. Im Ergebnis würde dass also, wenn ich es richtig verstanden habe, zu einer Verbesserung der Gangstabilität und in der Folge, wenn vielleicht auch nur geringfügig, zu einem insgesamt höherwertigeren Uhrwerk führen.
Markus
Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich. (Afrikanisches Sprichwort)
@MRo Ich denke, so ist es! Wenn ich so lese, was für ein Wirbel um die Koaxialhemmung von Daniels bei Omega-Uhren gemacht wird, kann ich mir vorstellen, wie Nomos in seiner werbespezifischen Art auf die neue Hemmung abfährt. Ich freue mich schon! Viele Grüße Karsten
Auch für Uhrenbastler gilt: Erfahrung ist die Summe der Misserfolge
Hallo, Nachtrag zu meiner Antwort von heute um 17:25 Uhr:
Bevor ich die erste PN erhalte, hier die Richtigstellung der Rechnung:
Die Schlagzahl wird in Halbschwingungen angegeben, d.h. um das Ankerrad einen Zahn weiterzuschalten sind 2 Halbschwingungen erforderlich. Daraus ergibt sich:
Bei 21.600 A/h und 15 Ankerradzähne dreht sich das Ankerrad 720 mal in der Stunde, also einen Winkel von 720 x 360°. Dasselbe Ergebnis wird bei 28.800 A/h erreicht, wenn das Ankerrad 20 Zähne aufweist.
Viele Grüße Karsten
Auch für Uhrenbastler gilt: Erfahrung ist die Summe der Misserfolge
Hallo, kommt sie nun zur Baselworld oder nicht? Ich habe mir die Hemmung nochmals angesehen. So etwas ähnliches mit Anschlagstiften auf dem Anker und einem Arm an der Unruh gab es schon in der zwanziger Jahren. Die Fa. Brandt & Hofmann aus Biel (Handelsname Orion) und die Fa. Huber haben diese Art als "Doppelanker" bezeichnet. Ziel war es in der damaligen Zeit, die Betriebssicherheit zu erhöhen. Die nach außen gesetzten Stifte am Anker bei der neuen Nomos-Hemmung und die zusätzlichen Stifte auf dem Anker bei Huber/Orion bewirken, dass diese zusätzlichen Prellstifte den Weg der Unruh bei zu großen Schwingungen elastisch aufhalten. Was die Uhrentechnik von Nomos betrifft, kann gesagt werden: Es bleibt spannend! Viele Grüße Karsten
Auch für Uhrenbastler gilt: Erfahrung ist die Summe der Misserfolge
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