ohne die Deutsche Einheit (als Eigenname?) gäbe es Nomos nicht. Wir würden wir uns hier nicht gefunden haben, das Forum existierte nicht. Was hätte Herr Schwertner wohl gemacht? Im Vergleich zu dem, was die Enheit wirklich bedeutet recht unerheblich, aber doch einen Gedanken wert.
Für mich persönlich ist der Tag auch eine Art Hochzeitstag, führen wir doch erfolgreich eine "Intergrationsehe" zwischen "Ossi" und "Wessi".
Ich hoffe für die meisten hier ist es auch mehr als nur "ein freier Tag".
Hallo Björn, danke für diesen Faden. Für mich als Ex-Berliner, der in der geteilten Stadt aufgewachsen ist, grenzt es an ein Wunder, dass die Teilung vorbei ist. Mein Dank an alle, die bei der Einigung mitgewirkt haben. Viele Grüße Karsten
Auch für Uhrenbastler gilt: Erfahrung ist die Summe der Misserfolge
Zitat von BJ.Simonohne die Deutsche Einheit (als Eigenname?) gäbe es Nomos nicht. Wir würden wir uns hier nicht gefunden haben, das Forum existierte nicht. ... Ich hoffe für die meisten hier ist es auch mehr als nur "ein freier Tag".
So habe ich das noch nie gesehen, aber Du hast vollkommen recht... Wobei ich mit dem 9. November mehr verbinde als mit dem 3. Oktober. Am 3. Oktober 1990 traten fünf neue Bundesländer der Bundesrepublik bei, ein wichtiger, aber doch formaler Akt. Der 9. November war anders...
Am 9. November 1989 war ich Student. Was den Tag über passiert ist, das weiß ich nicht mehr. Aber der Abend wurde zu einem prägenden Erlebnis. Ich war zu Besuch bei meiner Mutter. Nach dem essen saßen wir noch zusammen, der Fernseher lief im Hintergund. Irgendwann kamen die ersten Meldungen, die im Grunde sagten, die Mauer sei offen.
Wie? Die Mauer - offen? Quatsch.
Ich bin damit aufgewachsen, daß da eine Mauer steht, durch die die auf der anderen Seite kaum durchkommen, und wir müssen Eintritt bezahlen. Zwangsumtausch D-Mark nach DDR-Mark. Ich war als Schüler mal "drüben", Leipzig, Halle, Jena, die Wartburg, Naumburger Dom. Das war 1985. Ich erinnere mich, daß in Leipzig die großen Hauptstraßen gepflegt aussahen, oft ein wenig zu imposant gestaltet. Aber wenn man eine Blick um eine Ecke in eine Nebenstraße geworfen hat, war da Kopfsteinpflaster, verfallene Fassaden, braungraue Tristesse. Viel mehr ist mir von diesem Besuch nicht im Gedächtnis, aber die Erkenntnis war gereift, daß es sich bei der DDR um ein völlig anderes Land handelt, mit anderen Regeln, anderen Sitten (Anstehen um in einen Buchladen reinzukommen kannte ich nicht), und offenbar ziemlich runtergekommen.
Und jetzt, am Abend des 9. November, öffnen sich die Grenzübergänge. Erst zögerlich, die DDR-Grenzposten wissen von nichts, es dauert eine Weile, bis sich das berühmte "Das tritt nach meiner Kenntnis … ist das sofort, unverzüglich." rumspricht. Und dann Live-Berichterstattung auf allen Kanälen. Die Mauer ist wirklich offen. Ich kann das nicht fassen, ich glaub's einfach nicht. Gut, es war klar, daß da etwas passiert, die Montagsdemos, die Flüchtlinge in der Botschaft in Prag, denen Genscher sagt, daß sie raus dürfen, die Massen von Menschen, die über Ungarn geflohen sind (auch den Ungarn muß man danken, daß sie damals die Grenzen nicht einfach dicht gemacht haben...). Aber - daß dieser Staat einlenkt und seinen Bürgern das elementare Recht gewährt, das Land auch mal verlassen zu dürfen, das war für mich unfassbar. Und deswegen kann ich mich an den Abend des 9. November 1989 noch erinnern. Bei mir ist damals ein Weltbild zusammengebrochen, und das war gut so.
Inzwischen ist die deutsche Einheit schon fast was Normales und ja, ohne die hätten wir die schönen Uhren aus Sachsen nicht die uns hier zusammenführen. Und auch auf europäischer Ebene bewegt sich vieles. Diesen Sommer war ich in Polen im Urlaub, da spürt man noch mehr "Osten" als in Deutschland, aber auch dort wird inzwischen, nicht zuletzt mit EU Fördermitteln viel getan. Letztes Wochenende war ich in Ludwigsburg beim Staatsakt anlässlich des 50. Jahrestages der Rede von de Gaulle mit Kretschmann, Merkel und Hollande. Dieser Auftritt von de Gaulle ebnete den Weg zum deutsch-französischen Freundschaftsvertrag. Und diese beiden Länder, die sich Jahrhunderte lang bekriegt hatten, bilden jetzt den Kern von Europa. Sowohl Merkel als auch Hollande betonten, dass der Zusammenhalt dieser beiden wichtig sei um die aktuelle Krise zu bewältigen. Aber die Frage ist, ob die Politiker da überhaupt noch hinkriegen, und da wären wir wieder bei der deutschen Einheit, den auch die wurde schlussendlich nicht von Politikern sondern von einer Bürgerbewegung herbeigeführt. Vielleicht ist es ja jetzt Zeit für eine neue Bürgerbewegung?
Freu dich auf jeden neuen Tag. Auch wenn die Chance besteht, dass es ein beschissener Tag wird, oder ein sehr schöner, oder ein ganz normaler. Mit wechselnder Bewölkung und 30 Prozent Regenwahrscheinlichkeit.
Zitat von BJ.Simonohne die Deutsche Einheit (als Eigenname?) gäbe es Nomos nicht. Wir würden wir uns hier nicht gefunden haben, das Forum existierte nicht. Was hätte Herr Schwertner wohl gemacht? Im Vergleich zu dem, was die Enheit wirklich bedeutet recht unerheblich, aber doch einen Gedanken wert.
Da hast Du recht! Und das wäre sehr schade...
Zitat von fjordWobei ich mit dem 9. November mehr verbinde als mit dem 3. Oktober. Am 3. Oktober 1990 traten fünf neue Bundesländer der Bundesrepublik bei, ein wichtiger, aber doch formaler Akt. Der 9. November war anders...
Das geht mir genauso. Der 9.11.89 wird mir immer unvergessen bleiben. Die deutsch-deutsche Grenze war mir seit Kindesbeinen an mehr oder weniger vor Augen (in ca. 20 km Entfernung). Eine Vielzahl an Verwandten lebte in der DDR. Viele Besuche fanden statt. Ich kann mich noch an Dampfloks erinnern als hier bereits keine mehr gab.
Das was an dem Tag geschah, konnte ich zunächst nicht glauben. Die Freude war unbeschreiblich - auf beiden Seiten! Wir konnten uns besuchen wann immer wir wollten ohne die teilweise abscheulichen Grenzkontrollen über sich ergehen zu lassen.
Im Sommer 1989 machte ich eine Klassenfahrt nach West-Berlin inkl. einem Ausflug nach Ost-Berlin. Ein Jahr später war ich wieder dort! Ich fuhr einfach mit der S-Bahn zum Alex um eine Postkarte abzuschicken.
Die Einheit war alles wert - definitiv!
Thomas
Die Basis einer gesunden Ordnung ist ein großer Papierkorb Kurt Tucholsky
Wunderbarer Thread zu einem wunderbaren Ereignis. Wunderbar auch im wörtlichen Sinne.
Zitat von fjord
Zitat von BJ.Simonohne die Deutsche Einheit (als Eigenname?) gäbe es Nomos nicht. Wir würden wir uns hier nicht gefunden haben, das Forum existierte nicht. ... Ich hoffe für die meisten hier ist es auch mehr als nur "ein freier Tag".
So habe ich das noch nie gesehen, aber Du hast vollkommen recht... Wobei ich mit dem 9. November mehr verbinde als mit dem 3. Oktober. Am 3. Oktober 1990 traten fünf neue Bundesländer der Bundesrepublik bei, ein wichtiger, aber doch formaler Akt. Der 9. November war anders...
Absolut mehr als ein freier Tag! Und ja, auch ich verbinde die Einheit mehr mit dem 9. November. Auch wir schauten staunend TV und konnten unseren Augen und Ohren nicht trauen. Und 2 Tage später sollte unser Sohn zur Welt kommen - zwei Ereignisse, die ich immer miteinander verknüpfen werde.
Grüße, Martin
Die Zeit, die du für deine Rose verloren hast, sie macht deine Rose so wichtig (Antoine de Saint Exupéry: "Der kleine Prinz")
Auch ich denke, dass der 09. November als Tag der Deutschen Einheit passender gewesen wäre. Ich kann mich aber an die damaligen Diskussionen um das Datum erinnern. Allgemein wurde dann für den 03. Oktober plädiert. Auf den 9. November 1938 fiel die Reichspogromnacht, in dem viele Synagogen im Feuer der Nazis in Schutt und Asche gingen. Ein wenig rühmliches Kapitel deutscher Geschichte - daher der 03. Oktober, dem Beitrittsdatum der neuen Bundesländer. Viele Grüße Karsten
Auch für Uhrenbastler gilt: Erfahrung ist die Summe der Misserfolge
Zitat von kdorn Auf den 9. November 1938 fiel die Reichspogromnacht, in dem viele Synagogen im Feuer der Nazis in Schutt und Asche gingen.
Absolut richtig, den Feiertag nicht auf diesen Tag zu legen, an dem wir des furchtbaren Verbrechens gedenken sollten. Danke, Karsten, dass du nochmal daran erinnerst!
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