Zuerst einmal möchte ich mich entschuldigen, falls dies hier schon thematisiert wurde. Ich habe leider trotz einiger Recherche nichts gefunden.
Mich wundert es schon, dass einige Händler, ich gehe davon aus, dass es Konzessionäre sind, auf verschiedene Nomos-Modelle Rabatt in nicht unerheblicher Summe anbieten. Wenn ich bei meinem Rolex-Konzi nach einem kleinen Rabatt fragen würde, er würde sich auf die Schenkel schlagen vor Vergnügen und mir eventuell ein kleines Putztuch schenken. Das ist für mich aber auch gut, denn wenn ich diese Uhr einmal veräußern möchte, habe ich keinen Wertverlust. Bei keiner Rolex.
Nun kaufe ich natürlich keine Uhr vor dem Hintergrund, dass ich sie später mal verkaufen wollte. Aber mich macht die Preispolitik bei Nomos schon stutzig. Ich habe neulich einen Händler im Net gefunden, der bietet mir "meine" signalrote Uhr 750 Euro günstiger an. Das ist eine hohe Summe bei diesen Preisen. Ich würde dennoch nicht bei ihm die Uhr bestellen, denn ich möchte die Uhren zuerst an meinem Arm sehen und dann kaufen. Bei meinem Händler sich dankend verabschieden und dann sofort im Netz bestellen, ist für mich Beratungsdiebstahl. Darum geht es mir also nicht.
Trotzdem: Hält Nomos die Preise nicht, wollen sie absichtlich den Händlern mehr Spielraum lassen? Da sie ja auch jährlich eine Preiserhöhung haben, kann ich es mir nicht so recht vorstellen. Achten sie nicht darauf? Wenn sie bei den Oberen mitspielen möchten, ist ein Verkauf unter dem ihrem Preis doch eigentlich sinnlos. Also: Fragen über Fragen und falls das thematisiert wurde, bitte ich um Nachsehen.
Man kann davon ausgehen, dass der Uhrenhersteller v. Konzessionär 50% des UVP (beeinhaltet die MWSt) als Nettopreis verlangt. Z.B. Eine Uhr habe einen UVP v. 3000,- EUR, dann hat der Konzessionär 1500,- EUR + MWSt an den Hersteller bezahlt. Nehmen wir an, der Konzessionär gibt 20% Rabatt bezogen auf den UVP, dann sieht die Rechnung wie folgt aus:
3000 EUR minus 20% ergeben 2400 EUR. Davon muss er zwar 19% MWSt abführen, aber es bleiben ihm dann immer noch 1944 EUR. Abzüglich der 1500 EUR an den Hersteller ergibt das einen Gewinn v. 444 EUR. (Die Mehrwertsteuer, die der Konzessionär abführen muss, vermindert sich um den Steuerbetrag, den er an den Hersteller bereits abführen musste. Vorsteuerabzug heißt hier das Zauberwort.)
Erwähnt sei, dass die genannten 444 EUR Gewinn noch weiter geschmälert werden, durch weitere Steuern und Kosten, die dem Konzessionär auferlegt sind. Somit ist ein Rabatt v. 20% durchaus ambitioniert. Sollte auch hier nur als Beispiel dienen.
Da Nomos offenbar keine Lieferengpässe hat, holt man über die Menge genug herein, trotz hoher Rabatte.
Bei Rolex liegt das anders, allerdings nur bei den Stahlmodellen. Hier liegen Lieferengpässe gemessen an der Nachfrage vor und deshalb hat der Konzessionär keine Veranlassung, einen Rabatt zu geben. Allerdings bei Kunden, die gleich noch eine Rolex in Gold dazu kaufen, wird dann doch ein "Hauspreis" gemacht. Das ist nur nicht so publik.
Aber zurück zu Nomos. Nehmen wir mal das Beispiel der Ludwig Neomatik 41, Referenz 260. Die soll 3140 EUR (incl. Steuer) kosten. Nomos kassiert gemäß obiger Darlegung 1570 EUR. Darin enthalten ist naturgemäß auch ein Gewinn, den die Firma machen muss, sonst ginge sie pleite. An diesem Beispiel sieht man zwei Dinge sehr schön:
1) Eine nach eigenen Angaben höchstwertige Glashütter Uhr verlässt die Fabrik mit Gewinn für 1570 EUR. Immerhin ein fein dekoriertes Automatikwerk aus eigener Entwicklung und Herstellung, falls die Behauptungen stimmen. Man schaue sich mal die Preise auserwählter anderer Hersteller aus Glashütte an. Da wird einem schnell klar, wie schamlos dort hingegriffen wird. (Achtung! Hier spricht nicht der Fuchs, dem die Trauben zu hoch hingen, sondern jemand, dessen gesunder Menschenverstand nach temporärer Vernebelung wieder ans Licht kam.)
2) Wenn man im Online-Shop v. Nomos einkauft, schmeißt man der Firma noch weiteres Geld hinter her, denn sie hätten ja an den 1570 EUR schon genug verdient.
Damit sind Deine abschließenden Fragen zwar nicht beantwortet (Antworten darauf wären m.E. spekulativ), aber vielleicht ist mein Beitrag doch hilfreich.
Vielen Dank für deine ausführliche Erklärung. Aus eigener, leidvoller Erfahrung weiß ich allerdings, dass der Hauspreis bei Rolex, Gold oder Platin, sich auch nicht um 25% verringert. Das Putztüchlein ist es nicht mehr, aber es sind gewiss keine 25%.
Aber Rolex verkauft auch nicht über das Net, es hat eine starke Konzibindung. Wer sich nicht daran hält, fliegt. Insofern stimme ich dir auch hier zu: Nomos im Onlineshop zu kaufen, das schmälert den Gewinn der Konzis noch deutlich.
@Ewald Ganz schön viele Annahmen… worauf stützen diese sich?
Darüberhinaus gibts auch bei Rolex Rabatte…, auch bei den Sporties…
Wenn ich in den letzten Jahren was mitbekommen habe, dann dass die Preisgestaltung bei Uhrenherstellern nicht transparent ist! In meinem Fall muss sie das auch nicht, weil eine Uhr der Uhr wegen kaufe, nicht wegen des Preises…l
@chrisKman : klar kaufe ich eine Uhr der Uhr wegen. Aber: „ eine Rolex bringt einen immer wieder zurück“. Soll heißen: wenn ich in einem fremden Land pleite bin und die Uhr verkaufe, mache ich keinen Verlust. Das ist es überhaupt, was eine Luxusmarke ausmacht: keine Preisreduzierung, keine Auslaufmodelle. Das machen wenige Firmen: LV, Hermes. Zum Beispiel.
Nun möchte ich nicht, dass eine Uhr, die ich mir für über 3 K gekauft habe, innerhalb von 6 Monaten 25% Wert verliert. Ich würde mich über den Tisch gezogen fühlen. Spaß kann ich günstiger haben.
Selbstverständlich hast du recht: die Preisgestaltung ist nie transparent. Ich werde es wohl auch nie klären können. Danke also auch dir.
@Carla Naja, keinen Verlust bei Verkauf hat man wohl nur bei sehr, sehr wenigen Modellen....
Dein beschriebenes Beispiel mit dem 25%igen Verlust ist bei den meisten -um nicht zu sagen bei fast allen- Herstellern Realität, WENN man beim Konzi kauft ... aber sowas weiss man doch, wenn man sich mit dem Thema auseinandersetzt?!
(Ich habe übrigens alle meine “teureren” (>1k) Uhren beim Konzi gekauft...)
Tut mir leid, das weiß ich nicht. Bei PP ist es nicht üblich, bei AP ebenso wenig und bei Rolex auch nicht. IWC und Lange bietet auch keinen Rabatt von 25%. Alle Marken bei keinem Konzessionär. Da liegen Verträge vor.
Und natürlich kaufe ich immer beim Konzi, weil ich keinen Beratungsdiebstahl machen möchte. Zumal „mein“ Konzi mich gut kennt. Trotzdem danke, dann werde ich wohl noch lernen müssen. Natürlich kann ich über den Graumarkt kaufen, gebraucht etc. Aber davon war ja nicht die Rede. Falls du das meinst.
Mit PP, AP und ähnlicher Preisklasse kenne ich mich nicht aus, dafür bin ich zu arm...
Bei den gängigen “Mittelklasse-Herstellern”, die sich so zwischen 3 und 8k bewegen waren zumindest in der Vergangenheit ordentliche Rabatte drin, eben äbnlich wie bei Nomos...🤷♂️ Rolex ausgenommen...
Rolex hat seine Konzis anders "im Griff". Das versuchte Nomos auch (Verbot des Verkaufs online für Konzessionär), was aber mittlerweile offenischtlich Geschichte ist.
Natürlich bekommt man beim "richtigen" Rolex-Konzessionär auch auf Uhren die keine Renner sind (Stahl-Daytona, Stahl-Pepsi ... und welche auch immer lange Lieferzeiten haben) vernünftige Nachlässe. Ansonsten gäbe es keine Neuuhrangebote auf bekannten Portalen wie z. B. Chrono24, die dann unter dem Listenpreis von Rolex liegen. Die Grauhändler dort sind auch Unternehmer die Gewinn erzioelen müssen und selbst die Plattform arbeitet nicht gemeinnützig und möchte ein Stück vom Kuchen. Die Uhren kommen dann nicht aus der Türkei oder China und sind alles Fälschungen! Es sind originale Rolex, die irgendwo in Europa/Welt (dazu zählen auch DE und CH) eingekauft wurden.
Auch ich kann bei AP/PP/usw. keine Aussagen treffen, die Uhren waren für mich minder interessant, so habe ich mich um diese Firmen nicht gekümmert. Ob derden Geschäftsmodell in Bezug auf Abnahmemengen sich wirklich vom Rest der Uhrenindutsrie unterscheidet weiß ich nicht.
Bei IWC kann ich sehr genau sagen, dass auch Konzessionäre mehr als 25% auf gut laufende Modelle geben, aus dem gleichen Grund, wieso es auch bei anderen Marken passiert: Man bekommt mehr Einkaufsvolumen auf die Uhr und 100 verdiente Euro sind besser als 0 verdiente Euro.
Es ist natürlich dabei zu beobachten, dass ein Konzessionär aus einem Ort einem ortsansässigen Einmalkäufer (bzw. alle 10 Jahre einmal) keinen (großen) Rabatt einräumen wird, wenn dieser nicht entsprechende Arguemnte vorträgt. Wieso sollte er sich das Geschäft von in 10 Jahren bereits heute kaputt machen? Auch da gilt wieder: lieber heute 1.000 verdient und in 10 Jahren wieder oder nix als heute 100 und in 10 Jahren wieder 100 oder eben auch da nichts.
VG
Gerrit
----------------------------------------- Salzflecken auf dem Teppich gehen am besten mit Rotwein wieder raus...
Da hast du natürlich Recht, Gerrit. Ein Gewinn von 100 Euro ist besser als nichts. Ich muss gestehen, ich bin gegenüber den Uhrenportalen sehr vorsichtig. Bestellt habe ich dort nie etwas. Ich weiß nicht, ob ich es in Zukunft tun würde, wohl eher nicht. Ich denke dann immer, was passiert im Zweifelsfall, wenn etwas an der Uhr ist?
Wie auch immer, vielen Dank allen, die geantwortet haben. Zumindest meine Ahois bleiben wohl im Sortiment und ich muss mir keine Gedanken machen, ob sie nicht schon bald auslaufen.
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