Nachdem ich hier im Forum mehrfach meine Heuer Monaco vorgestellt habe und ich häufig von Uhrenfreunden gefragt werde, ob ich das Original am Arm trage, möchte ich in einem eigenen Faden auf diese Uhr eingehen.
Die Produktion eines Automatik-Chronographen zählte Ende der 60er-Jahre zu den letzten großen Herausforderungen der Uhrenbranche. Unabhängig voneinander entwickelte Zenith das Cal. 400, das als El Primero allgemein bekannt ist, die Firmengruppe Heuer-Breitling-Büren/Hamilton das Cal. 11 und Seiko das Cal. 6139. Zenith und Seiko setzten auf Schaltrad-Technik und der Chronograph war Bestandteil des Werkes. Heuer-Breitling-Büren/Hamilton gingen einen anderen Weg. Auf ein Werk von Büren/Hamilton mit Mikrorotor (Basis Intramatic 1280) wurde das Chronographen-Modul von Dubois-Dépraz aufgesetzt. Es handelt sich beim Chrono-Modul nicht um ein Schaltrad-Kaliber. Das etwas modifizierte Chronographen-Modul 8510 wurde mit drei Schrauben auf das Werk gesetzt. Werk und Modul wurden durch einen Schwingtrieb (Heuer Patent von 1887) verbunden. Durch diese Konstruktion war es möglich, Werk und Chronomodul an verschiedenen Orten zu produzieren. Ein Grund dafür, dass schon ca. 4 Monate nach der Präsentation des Chronographen fertige Uhren geliefert werden konnten. Zwischen der Vorstellung des El Primero und der Lieferung der ersten Uhren vergingen immerhin 15 Monate. Seiko lieferte noch schneller, bediente allerdings lediglich den japanischen Markt. Die Uhr war in Europa und in den USA nahezu unbekannt.
Konstruktionsbedingt wanderte beim Cal. 11 die Krone auf die linke Seite der Uhr, was Jack Heuer zu folgender Aussage veranlasste: „Das signalisierte dem Kunden, dass er die Uhr nicht mehr aufzuziehen brauchte und die Stoppfunktion im Vordergrund steht.“
Die Heuer-Monaco hatte aber noch andere Zulieferer: Das wasserdichte Stülpgehäuse wurde von der Firma EPSA (Ervin Piquerez SA) geliefert. Die Zifferblätter kamen von der Fa. Singer. Alles Namen, die einen guten Klang hatten und die zu Zeiten der Quarzkrise geschlossen (oder vielleicht übernommen?) wurden.
Das Cal. 11 wurde mehrfach überarbeitet. In der Anfangszeit vom März 1969 bis zum Jahresende 1969 wurde das vorgestellte Kaliber verbaut. Die Datumsschaltung erfolgte ab 23:45 Uhr schlagartig (jumping). Anschließend bis etwa 1973 verbaute man das Cal. 11-I, das geringfügig modifiziert war. Die Kinderkrankheiten wurden mit diesem behoben. Das Cal. 11 taktete mit der etwas ungewohnten Schlagzahl von 19.800 A/h. Die Datumsschaltung erfolgte gleitend von 22:30 Uhr, wie auch bei den späteren Kalibern (creeping).
Als Weiterentwicklung wurde ab 1972 dann zusätzlich das Cal.12 verbaut, das im wesentlichen baugleich war. Die Schlagzahl war allerdings angehoben worden auf 21.600 A/h.
Das zu dieser Baureihe gehörende Kaliber 14 hatte zusätzlich eine 24-Stunden-Anzeige und wurde in Uhren mit zweiter Zeitzone angeboten. In all den Jahren habe ich noch keinen Heuer-Chronographen mit Cal. 14 gefunden, auch nicht im Buch von Haslinger. Es kann sein, dass dieses Kaliber nur von Breitling verwendet wurde, da dort ja Fliegeruhren im Focus standen.
Die späteren Monacos wurden mit dem abgespekten Cal. 15 ausgerüstet. Dieses Kaliber hatte einen permanent mitlaufenden sichtbaren Sekundenzeiger.
Eine Frage stellt sich mir, die ich trotz intensiver Recherchen nicht beantworten kann: Wieso gibt es Monacos mit Original-Kaliber und „Edox“-Zifferblätter.
Laut Fa. Heuer sind die gefertigten Stückzahlen der Ur-Monaco nicht exakt erfaßt. Es kann aber von ca. 4000 gefertigten Uhren ausgegangen werden. Aus den mir vorliegenden Prospekten möchte ich Euch die damaligen Preise bekanntgeben:
Die Heuer Monaco Ref. 1133 B bzw. 1133G kostete damals 690 DM. Die Heuer mit dem Cal. 15 Ref. 1533 B steht mit 490 DM zu Buch. Die Monaco von Edox mit Cal. 15 kostet anfangs 395 DM, nach einigen Monaten aber nur noch 295 DM.
Und damit wären wir beim Name des Fadens:
Die Monacos liefen anfangs recht gut, vielleicht auch aufgrund des Filmes „Monza“ mit Steve McQueen. Danach gab es einen massiven Einbruch. Meine Monaco habe ich im Herbst 1971 gekauft, da lag sie bestimmt schon ein Jahr im Schaufenster meines Konzis. Ich hatte damals eine recht platte Nase vom vielen Anschauen durchs Auslagenfenster. Ab 1972 wurde es sehr ruhig um die Monaco. Dies führte dazu, dass in den USA die Uhren verramscht wurden. Die Ref. 1133 B und G (blaues und graues Zifferblatt) wurden für 93,50 USD angeboten (Kurs damals 1 USD = 2,46 DM). Die 73633 B und G (Valjoux-Werk mit Trikompass-Anzeige) für 63,50 USD. Das Stahlband war aufpreisig und kostete 15 USD. Damals hätte man zuschlagen sollen!
Zur Ikone wurde dann die Monaco als Heuer im Jahr 1998 die limitierte Replika auflegte. Durch den überwältigten Verkaufserfolg wurden dann die Monaco-Repliken zum festen Bestandteil der Heuer-Classic-Kollektion. Heute werden Ur-Monacos in gutem Zustand zwischen 4 und 12 T€ gehandelt. Besonders gesucht sind die schwarzen Modelle, die nur in geringen Stückzahlen gefertigt wurden.
Meine Monaco ist in einem stark gebrauchten Zustand. Vierzig Jahre Tragezeit gehen nicht spurlos an einem Gehäuse vorüber. Das Werk läuft genau und ich habe ein komplettes NOS-Werk als Ersatz in meinem Fundus. Beim Original-Zifferblatt haben sich die Beschriftungen von den Totalisatoren gelöst. Durch die mehrmalige Demontage und Montage der kleinen Zeiger wurde der Lack beschädigt. Die Lackqulität der sechziger Jahre war wesentlich schlechter als heute. Gerd-Rüdiger Lang von Chronoswiss hat mir ein altes bereits aufgearbeitetes ZB aus seinem Heuer-Ersatzteillager verkauft, das ich dann bei der Fa. Bethge in Ispringen bei Pforzheim erneut aufarbeiten ließ. Nachdem ich das alte Werk und das Chronomodul überholt habe, läuft der Chrono wieder sehr genau. Er bekommt wohl neben der Ludgente die meiste Tragezeit.
Ich hoffe, dass Euch mein kleiner Exkurs in Sachen Monaco gefallen hat. Fragen dürfen gestellt werden. Bilder sind zu Hauf im Netz zu finden. Wenn ich einige interessante Bilder veröffentlichen würde, könnte es Probleme mit den Urheberrechten geben. Die Bilder von meiner Monaco sind ja hier im Forum zu finden.
Viele Grüße Karsten
Auch für Uhrenbastler gilt: Erfahrung ist die Summe der Misserfolge
hab vielen Dank, feine Ausführung. Helmut Sinn verkauft aktuell sogar noch eine Kaliber 12 Uhr, sicher aus Restbeständen. Hab viel Freunde an deiner Monaco, mein Neid, in seiner besten Form, ist dir sicher.
Hallo Karsten, habe sofort bei Helmut Sinn nachgeschaut. Die Uhr gefällt mir, auch der Preis in Höhe von 3290 Euro ist m. E. im Rahmen. Du weißt ja: Es war schon immer etwas teurer, einen besonderen (hier wohl anderen) Geschmack zu haben. Viele Grüße Karsten
Auch für Uhrenbastler gilt: Erfahrung ist die Summe der Misserfolge
Ganz große Klasse, deine Vorstellung dieser Ikone. Danke, Karsten!
Von solchen Berichten könnte ich stundenlang welche lesen. Auch wenn du nicht sooo viel fotografieren magst: Es macht einfach Spaß, deine Monaco anzuschauen, und frische Bilder bringen Abwechslung in den täglichen Faden. Also zeig sie ruhig öfter! Bitte.
Grüße, Martin
Die Zeit, die du für deine Rose verloren hast, sie macht deine Rose so wichtig (Antoine de Saint Exupéry: "Der kleine Prinz")
Mal wieder ein klasse Bericht. Dankeschön!!! Und auf Bilder freu ich mich natürlich auch, (obwohl ich ja zugegebenrmaßen selber auch nur sporadisch welche einstelle)
Wir hoffen, dass dir unser Forum gefällt und du dich hier genauso wohlfühlst wie wir.
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