Hallo Markus, ohne ein großes Foto kann man dies m. E. nicht beurteilen. Vielleicht hat Nomos in Verbindung mit einem Spezialisten eine praktikable und abriebfeste Lösung für die Außenseiten-Entspiegelung gefunden. Trotzdem finde ich es schon seltsam, die Gläser auch auf der Außenseite zu entspiegeln. Ich jedenfalls putze die Gläser und das Gehäuse meiner Uhr täglich, bevor ich sie anlege, mal mehr oder weniger gründlich. Als Putztuch dient mal das Unterhemd, das Handtuch oder ein weiches gerade in Reichweite liegendes Tuch. Ich würde sagen, dass dies keine Entspiegelung auf die Dauer aushalten würde. Daher bin ich überzeugt, dass nur die Innenseite entspiegelt ist, lasse mich aber von Nomos (offizielle Stellungnahme) gern überzeugen. Viele Grüße Karsten
Auch für Uhrenbastler gilt: Erfahrung ist die Summe der Misserfolge
das Thema "Entspiegelung" ist leider etwas kompliziert und wird oft mit uralt Erfahrungen gespickt. Im Jahr 1935 entdeckte A. Smakula bei Zeiss eine neue Methode um störende Reflexe an optischen Flächen zu reduzieren. In den Anfangsjahren wurde eine dünne Schicht MgF2 Magnesiumfluorid im Hochvakuum aufgedampft. Für einfache Gläser konnte so die Reflexion an einer Glasseite von ~ 4% auf 1,4% reduziert werden. Da Saphir aber einen höheren Brechwert von ~1,77 hat, ist die Reflexion wesentlich stärker ausgeprägt und beträgt je Seite 7,7%. Also reflektiert ein Saphirglas ~15,4%. Das ist bei dunklen Zifferblätter schon störend. Mit heute üblichen Verfahren zur Entspiegelung kann diese Restreflexion auf Werte von unter 0,2 % reduziert werden. Nur so sind heutige Zoomobjektive für hochwertige Kameras überhaupt zu bauen, da sie sonst in einem Dunst von Überstrahlungen kein kontrastreiches Bild erbringen würden.
Das Thema Haltbarkeit und Abriebfestigkeit ist ebenso heute kein Thema mehr. Beste Beispiele kommen aus der Hobby-Astronomie, wo Farbfilter zur Selektion sehr oft eingesetzt werden. Antireflex.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Wenn also Schichten sich lösen, so ist ein Produktionsfehler oder schlampige Arbeit am Werk gewesen. Ebenso ein Märchen ist der hohe Preis für solche Schichten. Da komplette Farbfilter mit solchen Antireflexschichten incl. einer Metallfassung für unter 60.-€ im Handel sind (keine Chinaware !) kann man erkennen, dass solche Lohnarbeit kein Vermögen kostet, auch wenn uns die Uhrenhersteller das gerne erzählen. Dies ist keine graue Theorie, ich habe selbst Entspiegelungsschichten auf optische Filter berechnet, bedampft und gemessen.
Vielleicht tragen diese Sätze dazu bei, das Märchen Entspiegelung etwas zu erhellen.
Hallo Peter, der alte Smakula nahm also MgF2. Das ist lange her. Zur Abrundung des Märchens sagst du uns bitte noch, mit welchem 7-lagigen Schrott denn dann heute die zerkratzen Brillengläser beschichtet werden ? Danke. Theo
..so. Antwort von Nomos ist heute gekommen. Die Ahoi-Atlantik-Gläser sind von innen und von aussen entspiegelt - und daher sei ganz besondere Vorsicht beim Putzen und-so-weiter blabla.. Dieser Hinweis steht in keiner Gebrauchsanweisung oder technischen Beschreibung. Ich trage auch andere Nomos-Modelle und putze alle gleich (höchst selten allerdings). Ich möchte mir gar nicht erst vorstellen, wie diese Uhr in ein paar Jahren aussehen wird - ich dachte eigentlich, die wäre zum täglichen Tragen gedacht. Bin grad etwas angenervt und möchte das eigentlich nur ungern so stehen lassen. Hat jemand von Euch eine Idee, wie ich in diesem Fall sinnvoll vorgehen kann?
Und ausgerechnet diese Uhren werden mit: "Bereit für jedes Abenteuer: NOMOS für Sportsfreunde" beworben. Da vermutet doch keiner, dass hier ein von außen entspiegeltes Glas mit offenbar sehr empfindlicher Beschichtung eingesetzt wird.
Ich würde mich an NOMOS wenden, denn möglicherweise ist ja die Beschichtung bei deiner Uhr fehlerhaft. Zudem fehlt ja auch explizit der Hinweis auf eine Außenverspiegelung und die damit verbundene höhere Empfindlichkeit.
welche Materialien genommen werden liegt an der Anforderung zur Schicht. Es kommen sehr harte Substanzen vor, welche nicht thermisch verdampft werden können, sondern nur durch einen Elektronenstrahl verdampft werden. Oder es wird gesputtert. Das ist wieder eine andere Technik, welche aber sehr gut haftende Schichten bringt. Substanzen : Aluminiumoxid Al2O3 , Ceroxid CeO2 , Siliziummonoxid SiO und Siliziumdioxid SiO2 , Zirkonoxid ZrO2 , Cerfluorid CeF3 . Dies ist nur eine kleine Auswahl. Es werden immer Systeme zusammengestellt, welche die erforderlichen Anforderungen erfüllen. Es ist kein Hexenwerk und es gibt in Deutschland durchaus sehr gute Betriebe die ihr Handwerk verstehen. Was NOMOS schreibt empfinde ich als Frechheit ! Sie sollten rasch den Zulieferer wechsel ! Ich besitze einige Uhren (nicht NOMOS) welche das Saphirglas beidseitig hart beschichtet haben und es zeigen sich auch nach Jahren keine Schadspuren. Selbst ganz kleine Hersteller haben vermutlich die besseren Kontakte. Traurig dass NOMOS nur im Safe liegen darf. Peter
Hallo @peter16, dass die Nomos Uhren nur im Safe liegen dürfen, halte ich für übertrieben. Ich trage meine beiden Ahoi Neomatik recht häufig. Die müssen einen robusten Tag im Krankenhaus überstehen. Bis jetzt habe ich keine Probleme mit der Beschichtung und auch sonst weisen die Uhren bis jetzt nur wenige, übliche Gebrauchsspuren auf. Viele Grüße. Susan
"Die Dinge sind nie so, wie sie sind. Sie sind immer das, was man aus ihnen macht". Jean Anouilh
Ein Auto darf ich ewig halten, darf es eine Uhr? Jeder Defekt zieht einen Aufenthalt in der Werkstatt nach sich und dort werden Ersatzteile verbaut.
Ob dieses bei der Ahoi der Fall ist, ob es bei Nomos der Fall kann und will ich nicht sagen. Ich bin nicht der Techniker. JEdoch hörte ich ähnliche Aussagen von diversen Herstellern von Uhren. Eine Uhrenfirma aus NRW sagte beim Kauf einer zweiseitig beschichteten Uhr, dass die äußere Schicht etwa 5 Jahre halten würde, dann wäre ein neues Glas fällig (täglicher brauch im normalen Alltag).
GErrit
----------------------------------------- Salzflecken auf dem Teppich gehen am besten mit Rotwein wieder raus...
@peter16 : Danke Peter, für den "Nachschlag" Recht interessante Technologie. Hab das Ende der siebziger Jahre mal bei Pentacon in Dresden sehen können. Die Objektive hatten damals schon die Bezeichnung mc für multi coadet. Im Netz fand ich nur entweder Auskünfte für Experten oder für Erstklässler. Such auch nicht weiter.
Meine kleine RB Panama war ursprünglich auch beidseitig entspiegelt. Als ich sie kaufte, zeigten sich bei der äußeren Beschichtung Schlieren. Ein befreundeter Uhrmacher hat die Beschichtung komplett herunterpoliert. Jetzt ist sie nur noch von innen entspiegelt und alles ist gut!
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