Na, dieser Faden hat sich ja offensichtlich wieder aus seiner Krise herausgearbeitet. Gut so. Und Geschichten wie die von Ewald lese ich immer gerne (@Ewald: danke dafür!), weil es auch mir - wie vermutlich manchem hier - so geht, dass man vor Uhren-Entscheidungen steht, sie überdenkt, irgendwann handelt (oder auch nicht) und das (Nicht-)Handeln später in manchen Fällen wieder hinterfragt, und so weiter... Daraus ergibt sich rückblickend oft eine ganz amüsante Geschichte. Die geschilderten Beweggründe zum Handeln lassen dann auch manchmal Persönlichkeitsmerkmale durchscheinen (wie tickt der-/diejenige?) - oder zumindest glaubt man, sie durchscheinen zu sehen. Wie auch immer...
Was Rolex betrifft, fühle ich mich manchmal wie die fleischgewordene Ambivalenz. Einerseits begeistert mich Qualität, Langlebigkeit, über Jahrzehnte etablierte Gestaltung - andererseits kann ich mir von dem Geld für eine Rolex drei bis vier andere Uhren kaufen, welche die eben genannten Punkte erfüllen. Einerseits sind die Uhren preisstabil, andererseits zeigen sie auch nur die Uhrzeit. Die Image- bzw. Neid-Diskussionen über die Marke und alle tatsächlichen oder vermeintlichen Zuschreibungen bezüglich ihrer Träger kümmern mich dabei wenig; wer erwachsen ist, sollte sich dadurch nicht beeindrucken lassen. Bis letztes Jahr war das Thema "neue Uhren" eigentlich für mich komplett abgehakt (nachzulesen in meinem Vorstellungsbeitrag). Nach einem Dutzend Käufen und Verkäufen war ich über Jahre zufrieden mit der preiswerten Orient "Ray" in Blau und der Stowa Antea Day-Date in Silber. Für alle Anlässe gut ausgestattet. Eine Uhr, die mir aber immer wieder ins Auge fiel, war die Ex II mit weißem Zifferblatt. Es hat nicht viel gefehlt und ich hätte eine gekauft. Gute Angebote um die 4.500 EUR hatte ich. Just in dem Moment kam die Club Campus raus - die gefiel mir überragend gut und das Grübeln fing an. Ich entschied mich letztlich für die "vernünftigere" Uhr, die Nomos. "Aber die beiden kann man doch gar nicht vergleichen!" höre ich euch rufen. So ist es. Und deshalb schlug ich bei einem günstigen Angebot für die Omega Seamaster GMT mit Schwertzeigern und weißem Zifferblatt zu. Klassischer Kompensationskauf. Nach anfänglicher Begeisterung trage ich die Omega nach 8 Monaten nun kaum noch und werde sie wieder veräußern.
Kommt jetzt (endlich) eine Rolex? Keine Ahnung, denn jetzt fängt das Abwägen wieder an. Ich glaube, ich hätte das Gefühl, eine solche Uhr tatsächlich immer tragen zu müssen um sie angemessen zu würdigen. Dann blieben aber die anderen in der Schublade und auch das wäre schade. An anderen Tagen denke ich, dieses Argument ist völliger Quatsch. Solche Fäden wie dieser hier bringen mich dann wieder zurück auf die Rolex-Spur und ich ertappe mich beim Gang durch die Stadt immer öfter dabei, dass meine Augen an den Modellen der Marke mit der Krone hängen bleiben. Welches Modell? Die neue Ex II ist mir zu groß und das ältere Modell ist gedanklich abgehakt. Ich mag dunkelblaue oder tiefschwarze Zifferblätter und Keramiklünetten. Blaue Elemente sind ebenfalls willkommen, wie z.B. der Zeiger für die zweite Zeitzone bei der "Batman". Aber dieses Modell für einen guten Preis zu bekommen ist eher schwierig. Die Yachtmaster? Ich befürchte, die Weißgold-Lünette wäre bei mir nicht lange in guter Form. Andere? Lieber keine Kompromisskäufe mehr!
Nur bei einem bin ich mir sicher: Wenn ihr hier so weiter macht, dann habt ihr mich bald soweit ;-)
PS: Ich habe jahrelang hier mitgelesen und mich erst vergangenes Jahr im Forum angemeldet. Ein besonderer Grund dafür war die zumeist entspannte und niveauvolle Diskussion hier. Ich bin überzeugt, dass dies mit der nötigen Gelassenheit und der gegenseitigen Wertschätzung auch so bleiben kann. Ich weiß aber auch, dass schriftliche Kommunikation, vor allem, wenn man sich persönlich nicht kennt, Konfliktpotential hat, wenn das Gemeinte und das Verstandene auseinander driftet. So manche flapsige Formulierung kann dann nach hinten losgehen. Und manchmal ist auch die Tagesform entscheidend für (nicht-)gelingende Kommunikation. Aber ich bin Optimist: Gelassenheit und Wertschätzung, dann ist schon viel gewonnen.
Nochmals vielen Dank für Euren, @quantum, @schampi04, @susan, positiven Zuspruch. Es freut mich natürlich und so macht es auch mehr Spaß, wieder über das Eine oder Andere zu schreiben.
Unabhängig v. Thema hier möchte ich den letzten Abschnitt des Beitrages #3371 v. Stephan erwähnen. Darin beschreibt Stephan völlig zutreffend, das Problem der rein schriftlichen Kommunikation. Deshalb richte ich hier die Bitte an alle meine Leser: Bevor Ihr euch ärgert, fragt mich, was ich wirklich ausdrücken wollte. Vielleicht wäre das sogar nicht nur auf mich bezogen gut, sondern allgemein gut für die Diskussionskultur überhaupt. Ich füge ein typisches Beispiel für ein Missverständnis an:
"Beispiel für eine durch Missverständnisse gestörte Kommunikation
Um Kommunikation zu beschreiben, die durch Missverständigung auf den verschiedenen Ebenen gestört wird, beschreibt Schulz von Thun als Beispiel die folgende Situation: Ein Mann und eine Frau sitzen beim Abendessen. Der Mann sieht Kapern in der Soße und fragt: „Was ist das Grüne in der Soße?“ Er meint damit auf den verschiedenen Ebenen:
Sachebene: Da ist etwas Grünes. Selbstoffenbarung: Ich weiß nicht, was es ist. Beziehung: Du wirst es wissen. Appell: Sag mir, was es ist!
Die Frau versteht den Mann auf den verschiedenen Ebenen folgendermaßen:
Sachebene: Da ist etwas Grünes. Selbstoffenbarung: Mir schmeckt das Essen nicht. Beziehung: Du bist eine miserable Köchin! Appell: Lass das nächste Mal das Grüne weg!
Die Frau antwortet gereizt: „Mein Gott, wenn es dir hier nicht schmeckt, kannst du ja woanders essen gehen!“"
Für mich ist bei der Wahl einer Uhr u.a. auch wichtig: Wieviel eigene Leistung steckt drin, wer verdient daran? Nomos und Rolex haben in diesen Fragen viele Gemeinsamkeiten. Jedoch da Nomos eine Kommanditgesellschaft ist und damit der Komplementär (Uwe Ahrendt) per Rechtsnorm das Sagen hat, verdienen hier möglicherweise Einzelpersonen. Bei Rolex bestimmt allein der Stiftungsrat gemäß der Satzung. Das ist für mich ein entscheidendes Kaufargument. Aber...
das Ganze hat natürlich nur Sinn, wenn eine der Uhren gefällt. Wem die Uhren dieses Herstellers nicht gefallen, lässt begreiflicherweise die Finger davon. Wenn er dann allerdings mit einer 900-EUR-Uhr, die aussieht wie eine Submariner daher kommt, drängen sich mir Gedanken auf. - Dazu könnte ich eine Geschichte ezählen :)
Danke Euch, tatsächlich ein Knaller ;) Wie das Leben so spielt, gerade die Datejust41 gekauft, da wird mir tatsächlich eine BLNR vom Konzi zum Listenpreis angeboten... Zwei sehr schöne und unterschiedliche Uhren, aber normalerweise hätte ich nicht beide gekauft.. IMG_20180426_215620.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
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