Hab mir das Bild aus Beitrag #54 nochmal angeschaut. Hat die hier verbaute Unruh überhaupt Gewichte? Meine beiden vorigen Beiträge bezogen sich auf das Bild der Patentschrift, worin Gewichte zu sehen sind.
@Ewald Ja, sie hat. Gegen 19:00 Uhr ist die Uhr nach Vollaufzug abgelaufen und die Unruh steht. Ich werde dann ein weiteres Foto einstellen. Das mit den Unterlegscheiben war mir bekannt. Allerdings habe ich bei einem befreundeten Uhrmachermeister gesehen, dass er die Regulierschrauben nur etwas herausgedreht hat und somit das Trägheitsmoment verändert hat. Die Regulierschrauben ließen sich im Reif aber nur schwer drehen. Da ich nicht die Absicht habe in diese Materie tiefer einzudringen, toleriere ich beide Verstellmöglichkeiten. Viele Grüße Karsten
Auch für Uhrenbastler gilt: Erfahrung ist die Summe der Misserfolge
Danke Karsten für Deine Antwort. Dann war es ja schon mal kein Blödsinn, was ich geschrieben habe.
Ich erinnere mich - es ist jetzt schon weit über 20 Jahre her - eine Omega Taschenuhr, die recht ordentlich ging, hier bei einem ansässigen Uhrmacher zur Wartung gegeben zu haben. Letzteres, weil sie an der Wand hängend dauerhaft in Gebrauch war. Nach Wochen frug ich mal nach und er erklärte mir, dass die Uhr starken Vorgang hätte, weil die Spirale wohl durch frühere Reinigungsbäder (Nachlassen der Elastizität) gelitten hätte und er noch sehen müsse, wie er das Problem hin bekäme. Schließlich war die Uhr fertig und der Rücker stand außerhalb der Skala. Das gefiel mir nun überhaupt nicht, weil es auch vorher nicht so war. Damals noch jung und kühn, baute ich kurzerhand die Unruh aus und machte es genau wie Dein befreundeter Uhrmachermeister: Ich drehte die Regulierschrauben heraus. Danach konnte ich den Rücker wieder zu Mitte hin einstellen. Ich achtete sehr darauf, die gegenüberliegenden Schrauben möglichst um den gleichen Winkel zu drehen, um eine Unwucht zu vermeiden. Das Ergebnis war zufriedenstellend. Allerdings hatte ich damals keine Zeitwaage. Heute zeigt die Unruh auf meiner Zeiwaage eine deutliche Unwucht. Ob diese von mir verursacht wurde oder schon da war ist natürlich nicht mehr feststellbar. - Aktuell so was zu machen, würde ich mir nicht mehr zutrauen. Aber es freut mich jetzt, schon damals auf Grund meines rein theoretischen Wissens, an der richtigen Stelle angfasst zu haben, wie ich heute Deinem Beitrag entnehme.
Nebenbei: Gerne würde ich das Schwingsystem dieser immer noch sehr schönen Uhr auswuchten und optimieren lassen, aber welcher Uhrmacher kann das noch? Und eine Verschlimmbesserung brauche ich gewiss nicht. Die Uhr dürfte in wenigen Jahren 100 Jahre alt sein. Immer wieder wird behauptet, mechanische Uhren überdauerten bei guter Pflege und Wartung Generationen; doch wo sind die Pflegenden und Wartenden geblieben? Und der Nachwuchs ist gewiss nicht auf alte Uhren hin ausgebildet.
@Ewald Hallo Ewald, hier das versprochene Foto. Ich habe auch nachgelesen und würde durch Unterlegen von zwei Scheiben das Trägheitsmoment gerne ändern. Ich finde aber weder bei Boley noch bei Flume Unterlegscheiben für Schraubenunruhen. Selbst anzufertigen dürfte ziemlich schwierig sein, obwohl ich werkstattmäßig gut ausgestattet bin. Die Durchmesser sind ja um einiges kleiner als das oft von mir zitierte Vogelfutter.
@kdorn - Danke Karsten. Solche Scheibchen gibts wohl nur noch bei alten Uhrmacherwerkstätten in der Restekiste. Kennst Du die Firma Thiess? Falls nein, schau mal hier nach: https://juwelierbedarf-thies.com/kontakt/ Herr Thies ist sehr hilfsbereit, auch wenn es darum geht, was zu besorgen. Er hat mir mal ein Zentralsekundenrad für ein altes Certina-Werk besorgt, das sonst nirgends mehr aufzutreiben war.
Hallo, heute mal ein kurzer Bericht über meine sonntägliche Freizeitbeschäftigung: Am Donnerstag kam endlich eine der bestellten Aufzugsfedern für das in Beitrag #51 gezeigte Werk. Leider war die Feder nicht wie angeboten 0,18 mm dick, sondern nur 0,12 mm. Sie war außerdem zu kurz und hatte keinen Endhaken. Alles in allem gesehen nicht das, was ich wollte. In diesem Punkt der Beschaffung fehlt mir Siegfried, der immer ein offenes Ohr für meine Probleme hatte und mir mit Rat und Tat zur Seite stand. Um überhaupt mal zu sehen, wie die Uhr läuft, habe ich den Endhaken angebogen und sie eingebaut. Ich habe sie dann bis zum Anschlag aufgezogen und werde mal die Gangdauer ermitteln. Auf der Zeitwaage zeigt sie gute Werte, obwohl ich den Rückerzeiger etwa in Endstellung bringen musste. Der Schwingungswinkel ist ok. Was mich stört ist der verhältnismäßig große Abfall. Das Werk hat einen nicht einstellbaren Spiralklötzchenträger und daher kann ich den Abfall nicht verändern. Ich freue mich trotzdem, dass das Werk sauber läuft. Das Werk wird jetzt bei mir ca. eine Woche unter Beobachtung laufen und dann kommt es wieder ins Gehäuse und tritt nach nochmaligen Test seine Heimreise an.
Das sieht doch recht gut aus, Karsten. Der Abfallfehler muss wohl toleriert werden, was durch die recht gut erscheinende Ganggenauigkeit doch leichter fallen dürfte.
Markus
Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich. (Afrikanisches Sprichwort)
Ich habe eine umfangreiche Resteschublade mit alten defekten Taschenuhr Werken. Soll ich Mal nach Scheiben schauen? Wobei ich nicht weiß, inwieweit mein verstorbener Vater die Sachen schon ausgeschlachtet hatte. Vielleicht ist's wirklich nur noch Schrott.
"Was die Zukunft anbelangt, so haben wir nicht die Aufgabe sie vorherzusehen, sondern sie zu ermöglichen." Antoine de Saint-Exupery
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